Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- Nächtliche Begegnungen sind manchmal ganz schön erhellend
- Susis Welt
- Erzählungen eines Schutzengels
- Wir kommen der Lösung für Susi näher 9
- Elenas ‚SUSI-Rettungsplan‘
- Susi und Elena treffen Mia
- Mias Geburtstag, ein Tag mit Überraschungen
- Elenas schlechte Nachrichten
- Mia verfasst ihr Testament, besucht den Notar
- ein Päckchen für Max
- Mias letzter Tag auf Erden
- Epilog
Prolog
Hey, zwei bedeutsame Ereignisse stehen an. Morgen ist Weihnachten und in 4 Wochen feiere ich meinen 85.Geburtstag. Naja, so richtig bedeutsam sind solche Tage für mich ja eigentlich schon lange nicht mehr. Seit dem Tod meines Mannes Manfred vor 10 Jahren lebe ich alleine in unserem Haus. Da wir keine Kinder haben, wird das morgen auch nur wieder so ein rührseliger Abend im Fernsehen, besuchen kommt mich da eh keiner. Ich könnte natürlich ebenso zu irgend so einem ‚Senioren-Weihnachts-Bespaßungsabend für einsame Herzen gehen‘, will aber nicht, sind nur alte Schachteln dort!
Schließlich fühle ich mich ja noch an sich ganz rüstig. Auch das Laufen und Klardenken funktioniert ganz gut, selbst das Hören geht für mein Alter recht leidlich. Klar, mit 84 hat man so einiges in den Knochen. Bei mir sind es halt die üblichen Altersbeschwerden, etwas Arthritis in den Fingern und mit meinem Herz muss ich auch etwas mehr aufpassen, sagt der Arzt. Schlägt unruhig. Na ja, bin ich ja auch.
Tja, mein geliebtes Haus. Man denkt gar nicht, wie sehr man an so etwas hängt. Vor 1 Jahr habe ich mich gefragt, ob ich in diesem Haus alt werden möchte oder es lieber verkaufen soll, um in eine schicke Seniorenresidenz zu gehen. Machen inzwischen viele so, wie man liest.
Nein, so ein Heim für alte Leute ist noch nichts für mich, habe ich dann fürs Erste entschieden. Kann man später immer noch machen und auch gleich beschlossen, es etwas für mein Alter umzubauen. Zunächst wurde das Bad modernisiert und mit einer großen, auch mit einem Rollstuhl befahrbaren Dusche versehen. Anschließend dann die Küche altersgerecht erneuert. Es gab noch einen Plan zum Einbau eines Treppenliftes, den habe ich erst einmal auf Eis gelegt, brauche ich jetzt noch nicht. Von der Stube hoch ins Schlafzimmer komme ich noch ganz gut zurzeit. Mein altes Wohnzimmer mit dem Kanapee und dem alten Klavier sowie mein kuscheliges Schlafgemach mit dem richtig großen Bett sollen so bleiben. Ich mag sie eben genau so, wie sie sind.
Was mir wichtiger war, dass ich in den schönen Garten besser rauskomme.
Also statt so eines blöden Liftes war dann der Einbau von großen verschiebbaren Glastüren zum Garten hinaus dran. OK, der sieht zwar derzeit noch etwas ungepflegt aus. Es ist aber dann für das kommende Frühjahr fest eingeplant, dass ich mich drüber her mache. Habe ja Zeit.
Dann müssten nur noch nächstes Jahr die Heizung, Dach und die Fenster vorn heraus erneuert und oben noch neu gestrichen werden, die Wände innen wären auch wieder mal dran. Ist genug Geld dafür auf der Bank, denke ich.
Ach ja, feiern, machten Manfred und ich früher gern. Aber jetzt, mit wem denn? So richtig häufig Kontakt habe ich eh meist nur zu meiner, auch schon 80 Jahre alten Schwester, wir treffen uns und ihren Mann öfters mal. Sie wohnen gleich im Nachbarort, ihre Tochter ist so nett, sie zu mir zu bringen und später wieder ab zu holen, manchmal nehme ich den Bus.
Ab und zu begegne ich natürlich auch mal weitere und nähere Verwandten meiner großen Verwandtschaft auf Familienfesten, die meisten finden in der nahegelegenen Großstadt statt. Da kommen sie fast alle, klar, wenn’s was umsonst zu essen gibt. Die meisten wohnen ja dort in der Nähe, manche aber inzwischen auch schon garstig weit entfernt. Immerhin sind ein paar nette jüngere Verwandten meist mit dabei, aber man merkt halt die Altersdistanz, die haben einfach andere Interessen und Flausen im Kopf.
Nächtliche Begegnungen sind manchmal ganz schön erhellend
Es ist jetzt 11Uhr abends, morgen ist Heiligabend, alles dunkel und leise draußen, wie immer um diese Zeit in unserer kleinen Stadt. Ich bin schon gegen 10 nach oben im Schlafzimmer zu Bett gegangen, aber irgendwas scheint mich aufgeweckt zu haben. Oder ist das einfach nur weiter mein Traum? So liege ich eine Weile da, lausche. Langsam kommt es bei mir an. Höre ich da wirklich Klavier? Und warum klingt das so nah? Wie von unten aus der Stube. Kann ja gar nicht sein, da hat seit Jahren keiner mehr drauf gespielt, ist auch etwas verstimmt. Aber genauso klingt es.
Manfred, mein Mann, ja, der konnte es richtig gut spielen, das vermisse ich. Seit er tot ist, steht es eigentlich nur noch wegen der daran hängenden Erinnerungen dort unten herum. Mmh, ich höre die Töne immer noch, ich glaube, ich werde mal runter schauen gehen. Vielleicht hüpft ja irgendein Tier auf den Tasten herum. Aber der Deckel war doch zu, seltsam. Und eigentlich klingt es, bis auf die etwas verstimmten Saiten, wie eine richtige Melodie, ich kenne sie aber nicht.
Na los, auf, ich gebe mir einem Ruck und mache mich auf dem Weg. Wer soll schon einer alten Frau wie mir was tun?
Schade, von oben an der Treppe kann man nur die linke Kante des Klaviers sehen, ich muss schon noch ein bisschen weiter runter.
Oha, was ist das?? Oder besser, wer ist das? Was ich dann sehe, lässt mich dann doch schier erstarren. ‚Was für ein surrealer Anblick! Ich träume doch noch!‘, schießt es mir spontan durch den Kopf. Mich kneifen hilft aber auch nicht, tut weh.
Vor dem aufgeklappten Klavier sitzt eine schlanke weiß-glänzende, etwas durchscheinende Gestalt, ihr Kopf ebenso weiß umschlossen. Ganz oben hängt an einer kleinen Hülse ein langer weißer Zopf über den Rücken. Um ihre (es ist eindeutig eine Frau, sagt mir mein Verstand) Hüfte sehe ein weißes, ebenso leicht glänzendes Korsett. Zu mindestens nehme ich das an, diese Schnürungen mit dem gekreuzten weißen Band auf ihrer Rückseite kenne ich eigentlich ganz gut. Mein Mann und ich haben die Dinger früher auch sehr gemocht, hatte eine Menge von hübschen Dirndls damit. Habe sie aber nach seinem Tod, bis auf mein blaues Lieblingskleid mit der hübschen Korsage dran, alle weggeben, hatten mich zu sehr an Manfred erinnert. Meine anderen, etwas ‚verruchten‘, ziemlich offenherzigen Kleider ebenso, für wen sollte ich sie auch aufheben oder gar tragen? Eigentlich schade, immer noch. Die Frau muss mich längst bemerkt haben, so leise sind Weiber mit fast 85 nun auch nicht gerade auf Treppen. Mittlerweile bin ich ja längst unten angekommen, schau ihr von schräg hinten beim Spielen zu. Sie lässt sich aber nicht stören, spielt anmutig immer weiter. Es sieht friedlich aus, finde ich.
Nein, Angst habe ich keine. Was ist das nun? Ein Geist? Bisher sind mir irgendwelche Erscheinungen hier im Haus noch nicht bekannt geworden. Klar, jeder Bau darf damit auch mal anfangen, der steht jetzt ja auch schon fast 30 Jahre hier. Aber schon seltsam. Und ich träume wirklich nicht? Nein, es tut immer noch weh beim Zwicken, das kann man nicht träumen, sagt man.
Tja, dann will ich sie mal nicht stören und setze mich aufs Kanapee, höre ihr zu. Klingt nicht schlecht, was sie spielt, etwas getragen Melancholisches.
Nach dem Schlussakkord dreht sie sich endlich zu mir um. Ja, eindeutig eine Frau, solche hübschen vollen Hügel hatte ich bis fast 35 ebenso! Ich weiß noch, ich war der Schwarm aller Männer, aber mein Manfred hat meine Liebe gewonnen. Und ja, das ist eindeutig ein Korsett, es bringt ihre schlanke Hüfte richtig gut zur Geltung. Kann ich beurteilen, hatte ich früher auch.
Leider scheint ihr Gesicht hinter so einer Art Maske, aber mit offenen Augen und Mund, verborgen zu sein. Auch ganz in weiß wie der Rest ihres durchgehenden Anzugs. Passt optisch aber sehr gut zusammen, finde ich, meinem Manfred hätte so ein Aufzug mit mir darin wohl auch prima gefallen, er stand wie ich auf außergewöhnliche Outfits. Zumal sie auch noch Stiefel anhat, die ihm den Atem geraubt hätten: lange weiße, vorn bis knapp zu den Knien ebenso weiß geschürt. Und was für ein Absatz, nichts für mich! Jedenfalls heute. Wie sie damit Klavier spielen konnte, ich weiß es schlichtweg nicht.
Wow, ihr Lächeln ist sogar hinter ihrer Maske sichtbar, man sieht es gut hinter der Mundöffnung. Sie schaut mich an, „Hallo Mia, schön Dich endlich auch mal so real von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen.“ Wenn ich nicht schon gesessen hätte, jetzt wäre es an der Zeit gewesen. Sie kennt meinen Namen? Und wieso real??
„Du fragst Dich jetzt sicher, ob Du träumst und wer ich bin?“ Also das mit dem Träumen habe ich ja schon Ad Acta gelegt, ich weiß, dass das hier die Realität ist. So unwahrscheinlich es auch ist, mit einem weißen Geist zu reden, der meinen Namen kennt. Aber ja, ich würde schon gern erfahren, wer mir da gegenüber auf dem alten Klavierhocker sitzt.
Ich nicke ihr ziemlich ernst guckend zu, „Klar würde ich schon gerne wissen, wer da unserem betagten Klavier zur nachtschlafenden Zeit noch mal hübsche Töne entlockt. Und wie Sie hier hereingekommen sind, natürlich auch. Ich denke mal, auf Polizei und so können wir doch verzichten, oder?“
Sie lacht in einer netten und herzlichen Art, „In der Tat, Polizei wäre jetzt nicht so toll. Denn ob Du wirklich willst, dass sie Deinen Schutzengel verhaften, glaube ich eher nicht. Aber Du brauchst keine Angst zu haben, es ist alles in Ordnung.
Ich bin Elena, naja eigentlich ‚Helena‘, mein Vater stand auf die alten griechischen Namen eurer Welt zur Zeit meiner Geburt. War nicht das einzige Opfer, meine 3 anderen Schwestern hat er ebenso altmodisch benannt. Aber so antik fühle ich mich nun doch wahrlich nicht, deswegen ‚Elena‘. Selbst Papa hat es inzwischen akzeptiert. Aber Ok, ich schweife mal wieder ab, zurück zu mir.“, kichert sie.
„Ich beobachte Dich und Deine ganze Familie und noch ein paar andere schon sehr lange, ihr seid alle in meinem Schutzbereich.“ Dann schaut sie mich ernst an. „Ja, uns gibt es wirklich, uns Schutzengel. Hast bestimmt schon so einiges über uns gehört als die kleinen Bewahrer vor so manchem Unglück. Wir können zwar nicht verhindern, dass Du irgendwann an einer Krankheit oder Altersschwäche stirbst, aber Unfälle aller Art sind unsere Spezialität. Also eher die Verhinderung dieser.“, grinst sie wieder.
Ein Engel also, noch dazu -mein- Schutzengel. Ich bin baff. OK, das würde die geisthafte Gestalt erklären, auch die weiße Farbe. Aber was führt sie gerade heute zu mir, wo sie doch offensichtlich schon so lange über mich wacht? Versuchen wir es mal mit Freundlichkeit, dazu gehört ja dann wohl auch ein ‚Du‘. Schließlich müsste sie ja noch viel älter als ich nun sein, auch wenn man es gerade nicht so erkennt.
„Nett, -Dich- endlich mal kennen zu lernen.“, antworte ich ihr in einem freundlichen Ton. „Ich glaube, Du hast mir schon ein paar Mal in meinem Leben geholfen. Ich kann mich jedenfalls an so einige brenzlige Situation erinnern, wo ich froh war, dass es Dich wohl wirklich gibt. Nochmals Danke.“, lächle ich diese Elena so gut es geht mit meinen Falten an. „Gern geschehen, dafür sind wir ja da. Kein Ding, Du bist mir nicht besonderes als Sorgenkind aufgefallen, vielleicht 1- oder 2-mal verrät mein Gedächtnis. Warst bisher sehr pflegeleicht für mich.“ Und grinst mich hinter ihrer Maske erneut an.
„Da brauchten mich andere schon viel öfters.“, seufzt sie dann etwas theatralisch. Wirkt trotzdem nett.
„Darf ich fragen, was Dich dann nun heute gerade zu mir führt? Ach übrigens, ich muss es loswerden, ehe ich es vergesse: Das, was Du da anhast, mein Manfred wäre vor Staunen vom Stuhl gefallen. Sieht schon Klasse aus! Ich wünschte, so was hätte es in meiner Jugend auch gegeben. Gestattest Du mir, Dich mal im Ganzen sehen?“ „Aber natürlich!“
Elena steht auf, stellt sich auf ihre Schuhe mit den hohen Absätzen hinten, dreht sich dann um sich selbst. Meint dann, „Den Anzug habe ich mir erst vorvorletztes Jahr machen lassen, ich wollte mal mit der Zeit gehen. Ich denke, es hat sich gelohnt. Nur schnell rennen kann ich damit nicht. Muss ich bei Dir ja aber sowieso nicht mehr.“, feixt sie.
„Du solltest erst mal meine dazu gehörigen Flügel noch sehen! Mein Papa hat drauf bestanden, gehört mit zur Grundausrüstung von uns Engeln.“, schmunzelt sie.
„Dieser Catsuit, das ist übrigens Latex, eine Art behandeltes Gummi, ich mag dieses Material schon sehr lange richtig sehr. Und genau deswegen komme ich zu Dir. Jemand aus Deiner Familie im weiteren Sinne, über die ich auch meine Schwingen lege, braucht bald Deine Hilfe. Hab lange überlegt, ich glaube eine Lösung gefunden zu haben. Aber es wird nicht einfach.“
Und dann beginnt Elena mir die Geschichte einer Susi aus einer Parallelwelt zu erzählen.
Susis Welt
„Susi ist ein sehr junges wildes Mädchen, gerade mal jetzt 23Jahre alt, nicht nur einmal musste ich meine schützende Hand schon über sie halten. Du kannst sie nicht kennen, sie ist einer Deiner Verwandten von der anderen Seite des Spiegels. Ja OK, das muss ich Dir auch erst einmal kurz erklären. Bitte aber niemanden weitersagen, sonst bekomme ich große Schwierigkeiten, das soll eigentlich kein -Mensch- jemals erfahren.“ Sie schaut mich an. Klar, ich kann schweigen, bedeute ich ihr.
Dann erzählt sie weiter: „Irgendwann vor ein paar Jahrhunderten hat unser großer Meister, der auch mein Vater ist, beschlossen, aus lauter Langeweile ein Experiment zu starten. Hat die vormalig existierende Welt einfach verdoppelt, mit allem, was drauf und drinnen ist. Eben genau so, wie sie damals war. So existierte sie dann als 2 identische Universen nebeneinander, aber mit derselben Geschichte bis dahin.
Warum? Schwer zu sagen. Er hat mal später erzählt, er wollte rausbekommen, ob sie sich wirklich gleich entwickeln oder sich recht bald unterscheiden würden. Das hat bei uns Schutzengeln nun wirklich keine große Begeisterung entfacht, hatten wir doch schlagartig auf einmal die doppelte Anzahl zu betreuen. Gott sei Dank waren es damals viel weniger Menschen als heute und mittlerweile sind wir auch wieder eine ganze Menge mehr geworden, da haben wir aber sowas von drauf bestanden!
Diese Zweiteilung brachte dann auch das Problem, dass wir Schutzengel nicht fix genug von einer in die andere Welt kommen konnten. Immer erst raus, neu konfigurieren, dann rein und helfen dauerte einfach zu lange. Deswegen musste man ganz schnell etwas finden, um uns zu helfen und so kamen die Spiegel zum Übergang und unsere neue ‚Arbeitskleidung‘ ins Spiel. Du ahnst es sicher, das ist die aus diesem glänzenden Gummimaterial.
Damit es klappt, muss man aber ganz in diesem eingehüllt sein, also von Kopf bis Fuß. Viele von uns hatten mit der neuen ‚Dienstuniform‘ anfangs ihre Schwierigkeiten, es gab Proteste. Die hat mein Papa dann aber einfach ignoriert, so ist er halt. Mittlerweile ist sie aber akzeptiert, ich selbst fand sie schon von Anfang an optisch und auch vom Tragegefühl her richtig gut.
Einige von uns, so wie ich auch, begannen dann sehr bald, dieses ‚Latex‘ zu lieben, genossen es mehr und mehr, in ihm drin zu sein. Wir kleinen Gummibienen betrachten es mittlerweile nicht nur Mittel zum Zweck, während der Dienstzeit schnell zwischen den Welten hin und her zu kommen. Ist schon so, wenn man erst einmal gemerkt hat, wie gut es sich darin für einen selbst anfühlt, wie gut man damit aussieht, kann man dem Latex recht schnell verfallen. Es macht süchtig, sag ich Dir! Ich mag es richtig sehr, hast Du ja auch schon vorhin bemerkt und mich drehen lassen. 🙂
Dir gefällt es Deinem neugierigen Blick nach optisch sehr, richtig? Willst Du es mal anfühlen?“, fragt sie mich. „Klar gerne.“ Hey, wann hat man schon mal Gelegenheit, einen echten Engel zu berühren?
Elena schreitet auf ihren hohen Stiefeln elegant zu meinem Sofa, stellt sich vor mich, ist zu meiner Überraschung keine große Frau. Aber ihr Schuhwerk ist schon gewaltig!
Ja, es fühlt sich gut an, weich, glatt, ich merke die Wärme ihrer Haut unter der elastischen Schicht. „Schade, dass ich schon so alt bin.“, seufzte ich, „hätte ich früher sicher auch gerne mal anprobiert und so meinen Manfred überrascht, wir mochten Ausgefallenes.“ Mein Engel lächelt, nickt offensichtlich wissend. Dann lad ich sie mal ein, sich neben mich zu setzen, macht sie auch, erzählt einfach weiter.
„Und dann mussten wir auch noch eine ganze Weile auf die große Softwareumstellung hin zu ‚Now-2-Worlds‘, kurz N2W, abwarten. Da stand nämlich nun endlich auch drin, wer wann wo und vor allem in welcher Welt in Zukunft einen größeren Unfall haben wird. Damit wir uns darauf vorbereiten können. Die kleineren Unglücke sind ja unser tägliches Geschäft, machen wir fast nebenbei, die meisten werden da auch aufgeführt.“, schmunzelt sie mich an.
„Was kam eigentlich bei dem Experiment heraus?“, frage ich sie neugierig von der Seite. „Nun, nicht gerade 42.“, feixt sie. „Zu unser aller Erstaunen entwickelten sich die beiden Welten relativ gleichartig, es gab zwar kleine Abweichungen, aber die großen Dinge, sogar in ihrem zeitlichen Verlauf konnte man durchaus vergleichen. Identisch blieben sie aber nicht, nur ähnlich.
Irgendein Programmierer hat wohl bei der Schaffung der Welten-Übergangssoftware sich einen kleinen Scherz erlaubt. Hat man erst viel später gemerkt, als es für eine schnelle Korrektur schon zu spät war. Jedenfalls entdeckte man irgendwann nach einem Jahrhundert oder so, dass auch für die -Menschen- beider Seiten die Möglichkeit des Übergangs besteht. Den haben aber Gott sei Dank nur sehr wenige entdeckt und noch viel weniger von diesen haben ihn im Laufe der Jahrhunderte auch genutzt bzw. nutzen ihn jetzt gerade. Ganz unbekannt blieb er nicht, in eurer Mythen- oder Märchenwelt liest man ab und zu mal was davon.
Das geht, wie vorhin ja schon erwähnt, über Spiegel, man braucht ein paar besondere Bedingungen und es ist auch zeitlich pro Übergang beschränkt. Es gibt an sich keine Möglichkeit, dauerhaft jeweils auf der anderen Seite zu bleiben. -Offiziell-, sage ich mal.“, lächelte sie. Dann weiter.
„Deshalb hat man auch beschlossen, da nichts mehr daran zu ändern. Man weiß sowieso nicht so recht, was passiert, wenn man die so verbundenen Welten völlig trennen oder ganz wiedervereinigen würde. Bleibt also wohl in Zukunft für die nächsten paar Millionen Jahre so, schätze ich mal.
Aber zurück zu Susi. Sie wurde, von hier aus betrachtet, in der anderen Welt hinter dem Spiegel geboren und ist, wenn man es richtig betrachtet, die Tochter einer Deiner Großcousinen vom langen Stammbaum her. Deswegen kam sie wie Du und Deine ganze Familie mit unter meine Fittiche.
Mit 5 hatte sie ihre Eltern verloren, wurde dann von ihrer großen Schwester Maha aufgezogen. Und war schon als Kind sehr eigenwillig, als Jugendliche ein wahrer ‚Schutzengel-Alptraum‘. Vor allem wenn sie schwimmen und später tauchen gegangen ist, musste ich immer alle Sinne auf sie richten. Bin stolz auf mich, wir haben zusammen so manche Dinge gemeistert, ohne dass sie einen Schaden erlitten hat. Mittlerweile brauche ich aber da nur noch selten hinschauen, sie ist erwachsen und verantwortungsvoll geworden. Sie kann das Tauchen inzwischen richtig gut und achtet sehr auf sich und andere. Wenn da nicht das andere aus der ‚N2W‘-Anwendung wäre, verrate ich Dir gleich.“, seufzt sie.
„Aber warum ich -Susi- besonders mag, liegt einfach an der Tatsache, dass sie, ebenso wie ich, diesem hübschen Gummimaterial so richtig verfallen ist. Schon deswegen hatte sie bisher meine größte Aufmerksamkeit, findet man ja nun nicht allzu oft unter seinen Schutzbefohlenen.“
Elena blickt mich plötzlich ernst an. „Ach herrje, ich sehe gerade, ein Notfall, ich muss los.“ Fast schon ganz verblassend höre ich nur noch „In 7 Tagen an gleicher Stelle?“Dann ist sie weg.
Da sitzt man nun, schaut sich das offene Klavier an, merkt erst jetzt diesen feinen Geruch nach Autoreifen und fragt sich, nanu, was war das denn? Ja, real war das schon, es sind ja eindeutig noch Indizien in meiner Stube zu finden.
Mmh, was mache ich jetzt? Mit jemanden drüber sprechen? Mit Manfred würde ich das tun, aber mit meiner Schwester? Ich weiß nicht. Hilft wohl nur, auf nächste Woche zu warten.
Ein wenig aufgeregt gehe ich später nach oben, versuche zu schlafen, gelingt mir dann auch irgendwann. Der offene Klavierdeckel am nächsten Morgen zeigt mir ziemlich drastisch, Mia, das war kein Traum!
Erzählungen eines Schutzengels
Inzwischen ist Weihnachten längst vorbei, meiner Schwester habe ich natürlich nichts von dieser nächtlichen Begegnung erzählt, die würde mich komplett für übergeschnappt halten. Na ja, was soll’s, es scheint eben doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde zu geben, als wir es uns vorstellen können, ich bin auf eine Fortsetzung wirklich gespannt.
Pünktlich 7 Tage später, um kurz vor 23Uhr sitze ich total ungeduldig auf meinem Sofa, warte auf Elena. Ob sie kommen wird?
Dauerte noch eine ganze Weile, ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dann erscheint sie doch noch. Gegen halb 12 sitzt sie auf einmal wie aus dem Nichts heraus lächelnd breitbeinig auf dem offenen Klavier. Das Ganze unüberhörbar untermalt mit einem lauten Akkord-Klong des Klaviers wegen ihrer Absätze, die auf den offenen Tasten links und rechts gelandet sind. Wieder ganz in weiß, dieses Mal mit einem weißen Tüllröckchen und kürzeren Stiefelchen.
„Oh Mist, Mia,“ meint sie mich lustig hinter ihrer glänzenden Latexmaske angrinsend, „bin leider zu spät. Verzeih mir bitte, war beruflich bis eben noch etwas eingespannt. Und diese blöde neue Software ist immer noch nicht ganz ausgereift, ich wollte eigentlich auf dem Hocker -vor- dem Klavier erscheinen, nicht oben drauf. Hilfst Du mir mal runter?“
Mache ich natürlich gerne, halte ihr die Hand zum Runtersteigen hin. So ein Engel fasst sich eindeutig gut an, sie merkt, dass es mir gefällt, streicht mir übers Haar. Hat auch schon lange keiner mehr gemacht, seufze ich innerlich.
„Sorry nochmal,“ meint sie, „aber ich hatte einen dringenden Notfall bei einer Trauung im Neuseeland Deines Universums, die wäre fast schief gegangen. Hab’s aber gerettet, die beiden Mädels sind inzwischen glücklich verheiratet.
Nur so als Tipp. Wenn Du mal eine Frau heiraten willst, fliege dahin, eines der tolerantesten und schönsten Orte dieser Welt.“ Dann schaut sie mich prüfend, fast traurig an, schüttelt mit dem Kopf. „Obwohl, ich denke, das kommt für Dich sowieso wohl nicht in Frage.“ Mmh, ja, da hat sie wohl recht, alters- und auch gefühlsmäßig, ich stehe eindeutig auf Männer. „Na ja, wenigstens habe ich mir ein Stückchen vom Rock stibitzt, was in der Aufregung abhandengekommen ist.“, lacht sie wieder in ihrer erfrischenden Art.
Sie sitzt nun vor mir auf dem Klavierhocker, wippt mit den weißen Stiefelchen. „Sieht doch aber auch nicht schlecht aus mit dem Tüllröckchen, oder? Latex kombiniert halt.“. Bisschen eitel ist sie ja schon, aber ja, da kann man nur zustimmen.
„Geht es Dir gut?“ fragt sie. Ja, kann eigentlich nicht mehr klagen als sonst.Sie nickt zufrieden.
„Eigentlich“, feixt sie anschließend, „sind ja alle unsere Einsätze Notfälle, aber man kann -fast- immer etwas tun.“ Dann wird sie wieder etwas ernster.
„Zurück zu Susis zukünftigem Problem, deswegen bin ja hier bei Dir. Ich hatte es ja schon erzählt, es gibt da dieses jahrhundertealte N2W-Programm, ist über die vielen Jahre längst ausgereift und bei uns anerkannt. Das berechnet schon lange im Voraus die Fälle, wo es richtig schwierig für uns Schutzengel wird, helfend einzugreifen. Das sind im Allgemeinen unabwendbare technische Schäden, wo sehr viele zu Schaden kommen. Auch schnell sich verbreitende Krankheiten, wo wir nicht überall gleichzeitig sein können. Oder große Naturereignisse, die zu viele auf einmal betreffen. Oder wenn jemand partout sich selbst umbringen will. Auch die an Krankheiten Sterbenden gibt es dort als Auflistung, da können wir ja leider auch nichts dagegen tun, so leid es uns manchmal auch tut.
An jedem Monatsende bekommen wir dann jeweils so eine Liste für die nächsten 2 Monate, damit wir uns darauf einstellen können und uns überlegen können, ob wir nicht doch noch den einen oder anderen unserer überwachten Schäfchen als persönlichen Einzelfall retten wollen, sofern das geht.
Ach, muss wohl noch ein bisschen weiter ausholen, merk schon. Ich bin mit einem der Systemadministratoren des N2W-Programmes etwas näher befreundet. Naja, eigentlich sind wir schon eine ganze Weile nicht nur ein bisschen ein Paar, er mag Latex. An mir. 🙂
Jedenfalls, mein Schnuckl kennt meine ‚Sorgenkinder‘ ganz gut. Und hat mir einen berechneten Ausdruck aus N2W als Ausblick auf das ganze nächste Jahr schon mal gezeigt. Dort steht drin, dass Susi mit ihren Freunden einen schweren Unfall auf hoher See haben wird, die Maschine ihres Tauchmotorbootes explodiert heftig. Aber leider ist nicht aufgeführt, warum. Alle Taucher und Crewmitglieder werden wohl dabei mehr oder weniger schwer verletzt. Da paar Stunden vorher auch noch in dem Gebiet ein Flugzeug aus technischen Gründen notwassert, alle verfügbaren Boote zum Helfen dort sein werden, ist keines in der Nähe, was man da mal eben zum Retten vorbei schicken könnte. Das Flugzeug bekommt eh die Priorität, sagt er, ich würde ja die strengen Regeln meines Papas lange genug schon kennen. Da hat er leider recht, keine Chance bei solch einer Konstellation, ich selbst werde da auch beim Flugzeug sein müssen.
Susis beschädigtes Boot gluckert unbeachtet von diesem Großereignis dann recht schnell einfach ab. Auch sie verstirbt, den Berechnungen des Programmes nach, recht schwer verletzt und schwimmunfähig leider dabei.
Er war ganz schockiert, er weiß, dass mich mit diesem Mädchen besondere Bande bezüglich unseres gemeinsamen Lieblingsmaterials verbinden, ich mit ihr und ihm schon so manchen Abend inzwischen auf Latexfeten in ihrer Welt verbracht habe.
OK, so etwas sollen wir wirklich nicht zu lange im Voraus wissen, um uns nicht zu deprimieren. Er hat es mir aber trotzdem verbotenerweise schon mal gesagt. Darf Papa nicht erfahren, verrate mich nicht.“, bittet sie. Ehrensache für mich, zumal ich ja ihren -Papa- ja nicht mal kenne.
„Susi am Mitfahren zu hindern wäre vielleicht möglich. Aber ich kenne das Mädel inzwischen gut genug, die hat einen eigenen Kopf und macht was sie will, findet dann doch noch einen Weg irgendwie bei ihren Tauchfreunden auf dem Boot zu sein. Es wird schwierig, wie ja schon gesagt.“ Oh je, das klingt ja schrecklich, aber was kann ich dabei tun, frage ich mich gerade?
Wir kommen der Lösung für Susi näher
Das sieht mir Elena offensichtlich an, „Du fragst Dich gerade, wie Du jetzt ins Spiel kommen sollst?“ Mehr als stumm nicken geht nicht, irgendwie bin ich traurig über das Gehörte.
„Durch Zufall habe ich einmal bei meinem Schnucki, dem Systemadministrator, eine Datei gefunden, wo jemand mal die genauen Bedingungen dieses Übertritts zwischen den beiden Welten für -Menschen- aufgelistet hat. Bisschen was davon kann ich Dir gern verraten, die Dinge will ich ja nun mit Dir nutzen.
Also, ganz wichtig: man muss mit dem Anderen aus der Parallelwelt mindestens Familiär oder emotional verbunden sein, man muss ihn vermissen, an ihn bzw. sie stark denken. Dann kann man unter Umständen den Anderen auf der anderen Seite des Spiegels in dessen Umgebung sehen. Je stärker man an jemanden denkt, umso besser funktioniert das, hat man herausgefunden. Hat irgendwas mit ‚emotionaler Energie‘ zu tun, was immer das sein mag.
Als Nächstes. Du weißt ja, wir Engel brauchen unsere Latexdienstkleidung, um durch die Spiegel -schnell- rüber und wieder zurück gehen zu können. Das ist jetzt aber kein ganz ‚normales‘ Latex, wie Du es hier irgendwo in eurem Internet oder drüben in der anderen Welt im ‚InternationalNet‘ bestellen könntest, da ist irgendwas Besonderes noch drin eingemischt. Damit der Übergang auch bei euch Menschen funktioniert, müsst ihr ein Stück dieses Spezial-Latex bei euch haben, es gibt ein paar Exemplare verschiedenen Typs in euren beiden Welten davon. Woher die kommen, ist nicht so recht bekannt.
Unsere Dienst-Catsuits sind da noch ein bisschen noch aufwändiger. Kannst Dir sicher denken, so richtig wissen wir ja nie, wie lange wir jeweils für so eine Aufgabe brauchen. Deshalb umschließen sie uns ziemlich vollständig, siehst Du ja an mir gerade.
Außerdem kann man bei unseren Anzügen per App den Rückenreißverschluss im Material verschwinden und dann auch erneut erscheinen lassen. Dafür ist bei denen ein spezieller Chip eingebaut. Du merkst,“ schmunzelt sie mich an, „bei uns wurde auch kräftig aufgerüstet, High-Tech fast überall. Was auch wichtig ist, man muss den Reißverschluss während des Übergangs gut und sicher verschlossen haben, am besten versenkt. Das steht aber auch schon in unserer Schutzengel-Dienstanweisung. Und da steht auch, wir sollten ihn beim Einsatz auch nur in Notfällen öffnen, da unvorhergesehene Dinge mit unserer Umgebung passieren und die Zeit sich schnell verkürzen könnte.
Deswegen muss normalerweise auch jeder einzelne Ganzanzug und alles, was wir aus diesem Material mit in die Welten nehmen wollen, beantragt werden. Diese Beimischung ist wohl auch nicht ganz einfach herzustellen und natürlich soll von diesem speziellen Latex nicht allzu viel innerhalb eurer Welten bleiben.
Aber ich weiß, wie ich Papa um den Finger wickeln kann und habe mir da schon so einiges, nicht nur Anzüge, im Laufe der Jahrhunderte organisiert. Das hält sich ja auch prima, wenn es einmal so behandelt worden ist.
Netterweise gibt es seit einer Weile ebenso bei euch in den beiden Welten kleine Latexfirmen, die es auch gelernt haben, immer entzückendere Teile aus Gummi herzustellen. Zwar ohne diese spezielle Beimischung, aber die brauchen wir ja auch nur in den Anzügen für den Übergang. Ob und was Du drunter anhast, ist ja egal.“ Oha, ich ahne was!
„Falls Du Dich jetzt gerade fragst Mia, ich habe nix drunter.“ gluckst sie lachend vor mir auf dem Klavierhocker sitzend.
„Kannst Dir sicher denken“, fährt sie beschwingt fort, „meine Schränke sind inzwischen schon ganz hübsch gefüllt, außer den Anzügen für den Dienst sind auch jede Menge Handschuhe, Strümpfe, Slips und Bodys dabei. Selbst ein paar ganz eigene Catsuits und Masken für die Partys oder bei uns zu Hause für richtig geilen Sex mit meinem Schnucki.
Hab‘ da inzwischen so einiges mit rein geschmuggelt.“, grinst sie schelmisch, „Ich trage die halt super gerne.
Die waren früher meistens in Schwarz übrigens, was Susi äußert entzücken dürfte. Sie mag nämlich nur schwarzes Gummi, je schwärzer umso besser. Bei mir sind nun aber auch in den letzten Jahren ein paar nicht mehr ganz so dunkle Teile hinzugekommen. Selbst bei den aktuellen Dienstanzügen, siehst Du ja selbst, geht das inzwischen.“, meint sie verzückt.
„Aber nun genug der Vorrede, jetzt kommt mein Plan!“, verkündet sie strahlend, lächelt mich dabei sanft hinter ihrer Maske an. „Bereit?“
Ja, ich bin echt gespannt und nicke. Vorher noch ein Käffchen? Und Toilette! Bin halt aufgeregt und etwas älter. „Gerne, geh ruhig“ meint Elena, „ich spiele noch ein bisschen derweilen, wenn es Dich nicht stört.“
Und so verschwinde ich kurz ins Bad, baue danach in meiner neuen Küche 2 Tassen Kaffee, lege noch ein paar Plätzchen vom Backen letzte Woche dazu, während draußen in der Stube wieder einmal eine hübsche Melodie unserem alten Klavier entlockt wird. Wenn das Manfred hören und vor allem sehen könnte!
„Woher kannst Du eigentlich so gut spielen?“, frage ich sie mit meinem Tablett in der Hand. „Hat mir mein Papa beigebracht, er kann auch Gutes mal tun, wenn er Lust dazu hat. Und ich hatte ja eine Menge Zeit zum Üben bisher. Aber nun los, mein Plan:
#Elenas ‚SUSI-Rettungsplan‘
„Der ist eigentlich ganz einfach.“, meint Elena. „Ich hole sie dauerhaft hierher in ‚Deine‘ Welt, so dass sie nicht mehr in ‚ihre‘ zurückkehren möchte. Keine Susi in der anderen Welt auf dem Boot, kein Unglück für Susi. Klingt doch genial, oder?“
„Ja“, nicke ich. „Aber wie könnte das gehen?“, bin dann mal neugierig.
Elena lächelt mich wieder auf ihre sanfte nette Art an. „Ich kenne sie ja inzwischen ganz gut und kenne auch ihre Größe und Maße. Du wirst es nicht glauben, sie sind fast wie meine. Und so kam ich dann darauf. Aus dieser Datei von meinem Administrator wusste ich, dass jeder, auch ein Mensch, in einem von unseren Spezial-Latex-Anzügen durch den Spiegel gehen kann, es muss ihn nur jemand auf der anderen Seite erwarten. Dabei braucht es übrigens keinen großen Spiegel, ein kleiner reicht. Wie das geht habe ich auch noch nie begriffen, funktioniert aber gut, machen wir ja quasi täglich.“, schmunzelt sie.
„Ich müsste sie also nur dazu bringen, sich in einen unserer Dienstanzüge zu hüllen und jemand auf der anderen Seite wartet auf sie. Und wenn der auch etwas von unserem Spezial-Latex trägt, dann kann sie eine Weile bei ihm bleiben.
Je mehr Latex übrigens im Spiel ist, umso länger funktioniert es, steht in der Datei. Aber auch, dass diese magischen Momente nach einer gewissen Zeit, 5min, 10min, 4 Stunden je nach vorhandener ‚Gummimenge‘ immer wieder enden werden und man wieder auf ‚seine‘ Seite automatisch zurückkehrt. Der bis heute unbekannte Programmierer-Spaßvogel hat damals als kleine Verlängerung auch noch zusätzlich die Zeit um den Vollmond herum und wenn Frauen ihre Periode haben eingebaut, warum auch immer ihm daran lag. Vielleicht ist das auch die ‚emotionale Energie‘ selbst, die das verursacht. Jedenfalls stiftete dieser Umstand so manchmal Verwirrung bei den Menschen, die den Übergang nutzten, wenn sie auf einmal mehr Zeit hatten. Aber begrenzt war und ist sie eben im Normalfall immer. Das war wohl damals so als Schutzmaßnahme gedacht und einprogrammiert worden.
Dass würde jetzt aber nicht wirklich nützen, um dauerhaft diesen Boots-Unglück-Alptraum in ihrer Welt zu verhindern.
Den kleinen Rest hat mir dann mein Systemadministrator mal in einem lauschigen Schäferstündchen verraten, als er sich mit seinem ‚Geheimwissen‘ brüsten wollte. Männer eben.
Aber dann wusste ich es: Wenn jemand von dieser Seite einen bzw. eine von der anderen Seite richtig liebt, beide vollständig eine gewisse Zeitlang gemeinsam umhüllt von Latex sind und wenigstens ein Teil von unserem besonderen Spezialmaterial mit dabei ist, dann wird die Verbindung dauerhaft. Und zwar genau auf der Seite, wo die Beiden dann gerade sind. Eine Rückkehr ist dann erst einmal so einfach nicht mehr möglich. Da schlägt dann mal wieder diese ominöse „emotionale Energie“ voll zu, sie hält sozusagen die Verbindung mit aller Macht aufrecht.
Das war die Information, die ich noch brauchte.
Also den Anzug habe ich, ist einer meiner etwas älteren und spezielleren Party-Catsuits, auch aus dem Speziallatex gemacht, Susi wird ihn lieben. Schwarz natürlich und das Ganze mal von mir als schnuckeliges Katzenoutfit gedacht. Also mit langem Schwanz und kleinen Öhrchen, ich fand den immer goldig an mir. Hat mir auch früher eine Menge Sex eingebracht, wenn ich seinerzeit mit dem auf einer Party irgendwo erschienen bin.“, schwärmt sie. „Mein Systemadmini mag ihn auch, hat mich in dem schon mehr als einmal sehr ordentlich ‚beglückt‘. Egal, ich kann mir auch mal einen neuen machen lassen. Mehr Farbe hätte ich jetzt auch ganz gern, ich überlege schon welche.“, träumt sie kurz.
Mmh, Sex, oh lange ist es bei mir her. Kann ich mir aber gut vorstellen, dass sie in diesem Anzug ordentlich begehrt wurde, ihre Beschreibung klingt ja schon sehr schnuckelig. Ich damals in so was drin, Manfred hätte keine Finger von mir gelassen!
Sie scheint zu ahnen, was hinter meiner Stirn vorgeht, feixt. Redet dann weiter.
„Und hier auf Deiner Seite hatte ich dafür an Max gedacht, Du kennst ihn, einer Deiner Großneffen. Ist auch einer von den netten Leisen und Pflegeleichten, die mir noch nie viel Sorgen gemacht haben.“
Mmh, Max, ja da gab es einen Jungen auf den Familienfeiern. Ist aber jetzt auch schon eine Weile her, seit die letzte gewesen war und ich ihn und die anderen gesehen habe, bestimmt 5 oder gar 10Jahre. Kaum noch Erinnerungen daran, muss mir mal die Fotos anschauen.
„Ok, der Plan klingt gut. Aber warum nun gerade dieser Max?“, frage ich Elena.
Sie schaut mich etwas verschwörerisch an. „Er weiß es nur noch nicht, aber er wird Latex lieben, kann man im N2W anhand seiner ‚möglichen‘ Vorlieben sehen. Jemand muss ihn nur drauf stoßen, etwas lenken. Und ihm ein paar Dinge dafür mit auf dem Weg geben.“ Oha, sie weiß offensichtlich noch viel mehr, als sie sagt. OK, hat ja als Schutzengel auch Zugriff auf eine ganze Menge Information zu ihren Schützlingen. Scheint auch ein größerer Teil Zukunft mit dabei.
Dann fragt sie recht unvermittelt, „An wen hast Du geplant, Dein Haus zu vererben?“ Ach herrje, so richtig weiß ich das auch nicht. Meine etwas jüngere Schwester hat selber eines, die braucht kein zweites. Meiner buckligen Verwandtschaft gönne ich es nicht wirklich, so wie sie mich in den letzten Jahren nach Manfreds Tod alleine gelassen haben.
Elena schaut mich aufmerksam an. „Möchtest Du mal mit Max sprechen und Dir ein eigenes Bild von ihm machen? Dein Geburtstag ist doch in zwei Wochen, eine prima Gelegenheit, ihn einmal zu Dir hierher einzuladen. Vielleicht könntest Du Dir ja dann vorstellen, ihm Dein Haus mit etwas ‚Susi-Anschubmaterial‘ darin zu hinterlassen.“ Klingt irgendwie, als ob es zum Plan dazu gehört, wird mir später klar. Aber sie überlässt mir die Wahl, das ist gut. Und was kann schon schief gehen, ist eh meine Entscheidung am Ende.
„Ok, ich schreibe ihm und lade ihn ein, irgendwo muss ich noch die Adresse von seinen Eltern haben. Die wohnen zwar zurzeit sonst wo, wissen aber sicherlich, wie sie ihn erreichen können.“ Elena sieht jetzt irgendwie glücklich aus, fällt mir auf, selbst hinter ihrer Maske gut sichtbar.
Dann überrascht sie mich aufs Neue. „Wenn Du nichts dagegen hast, versuche ich auch mal Susi hierher mitzubringen. Da kann ich gleich mal den Anzug testen und Du sie ebenfalls kennenlernen, OK für Dich?“ Aber sicher doch, es wird nochmal spannend in meinem Leben.
Wir trinken noch eine ganze Weile unseren Kaffee, Elena erzählt noch richtig aufgeräumt ein paar Stories aus ihrer täglichen Schutzengelleben. Mein Gott, was alles schief gehen kann, was haben wir gelacht.
Dann wieder wie beim letzten Mal, irgendwas ruft sie. Sie meint, sie müsse dringend los, jemand braucht Hilfe. „In 7 Tagen dann wieder hier, ich versuche Susi mitzubringen.“, hört man noch, dann ist sie spurlos verschwunden. Eigentlich lasse ich sie zwar nur ungern ziehen, aber trotzdem bin ich froh, dass es diese schnelle Eingreiftruppe gibt.
Und mach‘ mich am nächsten Tag daran, den Einladungsbrief an Max zu schreiben. Hoffentlich kann er meine Sütterlinschrift lesen.
Susi und Elena treffen Mia
Nun bin ich aber gespannt, gleich ist es wieder soweit. Den Klavierdeckel habe ich mal lieber zugemacht, wer weiß, wo ihr Transferprogramm sie dieses Mal erscheinen lässt. 3 Tassen haben ich auch schon mal in der Küche hingestellt, der ist Kaffee vorbereitet, ich bin da optimistisch. Und sehr neugierig auf diese Susi!
Pünktlich 23Uhr erscheinen die beiden, dieses Mal mitten in meiner Stube, vor dem großen Spiegel. Oder haben sie ihn genutzt? Ich weiß es nicht, war gerade etwas abgelenkt.
Gefällt mir, was ich sehe. Elena wie beim ersten Mal ganz in weiß, ihre tollen langen Stiefel wieder an, aber kein Röckchen mehr. Die schwarze Katze daneben muss dann ‚Susi‘ sein, sieht auch Klasse mit ihrer roten Rose in der Hand aus.
Sie blickt sich erstaunt um, schaut erst Elena, dann mich auf meinem Kanapee an. „Elena, wo sind wir? Das ist jetzt aber keine Deiner berüchtigten Latexpartys.“ Elena lächelt sie und mich strahlend an, „Hat also geklappt. Susi, darf ich Dir Mia vorstellen? Eine gute alte Freundin von mir. Sie würde Dich sehr gerne kennenlernen. Für unsere heutige Gastgeberin ist Deine Rose.“
Susi dreht sich zu mir hin, schmunzelt mich hinter ihrer Maske an. „Ah, Du bist die berühmte Mia, Elena hat von Dir schon recht lang geschwärmt. Musst früher ein heißer Feger mit Deinem Manfred zusammen gewesen sein. Schön Dich kennenzulernen, auch wenn ich dachte, Du bist noch etwas jünger…. Oh entschuldige!“, meint sie nach einer kleinen Pause, gefühlt hinter ihrer Maske ganz schön rot werdend. „Das war jetzt nicht so gemeint, Du siehst nach wie vor gut aus.“ Ja ja, für mein Alter Mädel, grinse ich.
Dann übergibt sie mir lächelnd ihre Rose. „Fast so hübsch wie Elena, eine Rose für eine hübsche Blume. Entschuldige bitte noch einmal, manchmal ist mein Mund schneller als mein Gehirn.“ Hey, eine kleine Schmalzlocke, aber OK, Entschuldigung angenommen. Immerhin bringt sie es nett rüber.
„Das Kleid steht Dir ausgezeichnet, aber am Korsettteil müssen wir noch was tun“, meint Elena. Ja, ich weiß. Ich habe extra mein allerletztes Dirndl noch mal aus dem Schrank geholt, sogar mit dem Korsett gekämpft. Das hat aber nicht ganz geklappt, mit arthritischen Fingern wird das schwierig, sich hinten selbst zu schnüren. Aber dieses Gefühl des Eingeengtseins würde ich schon gerne noch einmal spüren.
Susi kommt auf mich zu, „Warte, darf ich Dir helfen, ich habe das schon paarmal bei Elena geübt.“ Ich nicke, klar.
Ja, so fühlt sich das gut an. Und sieht bestimmt auch besser aus.
Kommen wir mal zum gemütlichen Teil der Nacht. „Käffchen für euch beiden Mädels?“ „Aber nur, wenn Du auch einen mittrinkst, kann ich Dir helfen?“, lacht Susi. Oha, wir sind schon beim ‚Du‘, ja, ist OK für mich. Und macht schon mal einen guten Eindruck auf mich.
Wenig später, hab ja alles vorbereitet, sitzen wir alle zusammen gemütlich auf meiner Couch, das dampfende Gebräu vor uns.
Susi fragt Elena, „Sag mal, ich würde gerne mal Mia mein Gesicht zeigen, so wie sie ihres uns. Darf ich eigentlich meine Maske abnehmen?“ Die grinst sie schelmisch an, „Probier‘s doch mal!“.
Schade, dass man unter ihrer Maske ihr Gesicht nicht sehen kann, aber das wird bestimmt gerade immer länger, die Fragezeichen in ihren Augen sprechen nämlich Bände.
Ein Blick, „Kein Reißverschluss hinten, dass wird schwierig, Susi.“, konstatiere ich ernst. Soviel habe ich schon bei diesem ‚Latex‘ verstanden, das muss man öffnen. Und Elena hat mir ja auch gesagt gehabt, dass der Reißverschluss beim Übergang geschlossen und mit dieser App dann verschwunden sein muss.
„Oha! Elena, wir haben eine Gummiexpertin hier.“ „Sagte ich Dir doch Susi, die Frau ist aufgeschlossen und lernt schnell. Und nein, ich darf Dich leider nicht die Maske absetzen lassen, das würde Dir und ihr nicht bekommen. Aber gut in Gummi eingehüllt zu sein magst Du doch sowieso.“, feixt sie.
„Ja, eigentlich schon, Du weißt ja, ich liebe es. Ich wollte aber höflich sein. Lässt Du mich später wieder raus?“ „Aber klar doch, wenn Du wieder zu Hause bist.“
Dann setzt sie ernst hinzu, „Leider wirst Du Dich nur an sehr wenig von heute und hier erinnern können, es wird eher nur in Deinem Unterbewusstsein vorhanden sein.“ Susi schaut sie fragend an. „Wohin hast Du mich nur entführt?“ Elena beginnt zu grinsen, meint, „Nach -nebenan- in eine geheimnisvolle Welt, vertrau mir, wie Du mir bisher auch vertraut hast.“ Und fährt Susi irgendwie mit ihren Fingern sanft kreisend über deren Stirn.
Interessant den Beiden zu lauschen, offensichtlich hat Susi keine Ahnung, wer bzw. was Elena eigentlich ist. OK, Susi bisschen ablenken, das kann ich auch.
„Wie kamst Du denn zu Latex und wo hast Du eigentlich Elena kennengelernt, Susi?“ Es funktioniert, sie erzählt ungezwungen von ihrer Leidenschaft für glänzendes Schwarzes in ihrer Kindheit, wie sie dann später mit 16 ihr erstes Latexstück von ihrem ersten Lehrlingsgeld sich gekauft hat und seitdem dem Material verfallen ist. Wurde dann immer mehr. Ihr erster Freund fand daran überhaupt kein Gefallen, wenn sie darin Sex haben wollte, ihr nächster schon. „Der war aber nur ein Mann fürs Bett, wollte keine Partnerschaft. Aber auf unserer Liebesinsel, da war der richtig gut! Hat mir gezeigt, wo ich überall empfindlich bin, wie man genießt, sich fallen lässt und auch den Genuss gebührend weitergibt!“, feixt sie hinter ihrer Maske. „Das hat aber leider auch nur so 3 Jahre gehalten, dann war eine andere wichtiger als ich.“
Dann erzählt sie, dass sie nach ihrer Lehre als Bürokauffrau sich Freunden aus einer lokalen Tauchgruppe angeschlossen hat, die gerne zusammen tauchen und noch viel öfters gemeinsam feiern gingen. Und was ihr wichtig war, sie mit ihrem ‚Latexfimmel‘ so nahmen, wie sie da schon war. Das hatte dann den Vorteil, dass sie gemeinschaftlich so manch nette Tauchabenteuer hatten, aber auch anderseits nun auf die richtigen Untergrund-Partys kam. Und auf einer dieser Partys hat sie dann Elena kennengelernt. „Damals noch ganz in schwarz, meiner Lieblingsfarbe für dieses Material!“, schmunzelt sie in Richtung ihres Schutzengels. „Wir haben uns sofort gut verstanden, eine Wellenlänge, dieselbe Leidenschaft, wir mögen uns einfach. Oft genug waren wir beiden die einzigen Mädels in Latex auf so einer Veranstaltung. Und auf das standen viele dort, wir konnten praktisch alle Männer haben, die wir wollten und kamen uns nie ins Gehege.“ Elena nickt, „Ja genau, war einfach prima, so jemand wie Dich mit denselben Interessen zu treffen. Aber mein Schnucki kommt ja auch inzwischen gern mit, also auch so keine Gefahr mehr. Und bei den Jünglingen habe ich Dir eh schon früher gern den Vortritt gelassen, die sind mir zu unerfahren.“, grinst sie.
Susi lacht, „Ach Elena, Du meine süße Lieblingslatexbiene!“ und erzählt dann weiter. „Eigentlich trafen Elena uns zunächst nur auf diesen Events, fanden uns immer sympathischer. Dort habe ich sie nie ohne Maske gesehen. Ich war neugierig, wie sie eigentlich -normal- aussieht und habe sie dann mal zu mir nach Hause eingeladen. Kam natürlich wieder in Latex, mit Maske und ihren Handschuhen. Stand einfach so eines Tages vor meiner Tür im Treppenhaus als kleines Latex-Alien. OK, meine Nachbarn hatten mich auch schon so gesehen, ich habe da keine Hemmungen, so auch mal zum Briefkasten zu gehen, wenn ich Lust auf mich selbst darin hatte.
Was ist auch schon dabei, da stehe ich schon lange drüber. Das war und ist denen sowieso schnurzegal, wie ich herumlaufe, Hauptsache der Müll wird ordentlich rausgestellt. Bekomme ich hin.
Jedenfalls, da habe ich Elena zum ersten Mal dann bei mir drinnen ohne gesehen. Schade, dass sie sich Dir nicht zeigen will.“ Und zu unserem Schutzengel gewandt, „Schließlich kenne ich es ja nun ganz gut, Du hast ein richtig schönes Gesicht Elena, fast wie ein Engel.“
Mmh, ich musste jetzt schon ein wenig an mich halten, um nicht gleich los zu prusten. Elena rollte nur kurz in meine Richtung mit den Augen. Nein, das muss unser Geheimnis bleiben, ich weiß.
„Jedenfalls treffen wir uns seitdem regelmäßig, mal auf den Partys, mal bei mir zu Hause am Wochenende um gemeinsam in Latex zu schwelgen, mal sogar im Urlaub in Spanien am Mittelmeer bei meinen Tauchfreunden. Aber sie besteht auf ihre Maske, wenn sie nicht mir allein zu Hause ist, selbst da zieht sie die Latexhandschuhe nicht aus. Das mit der Maske haben inzwischen alle meine Freunde akzeptiert, ich mag sie so oder so sowieso. 🙂
Sogar Unterwasser war sie schon damit, wir sind nämlich auch schon zusammen getaucht, inzwischen unser zweites gemeinsames Hobby. Macht sie gern, wenn sie frei hat. Nur wie sie manchmal so schnell zu mir in den Süden ans Meer kommt, wenn wir als Tauchgruppe mal wieder kurzfristig dort hingeflogen sind, habe ich bisher nicht herausbekommen. Die Frau hat auch ihre Geheimnisse.“ Stimmt, ich kenne eines.
„Darf ich mal Dein Bad benutzen? Muss mal.“, bittet sie mich unvermittelt. „Aber natürlich, hier gleich links neben der Küche. Aber geht das überhaupt in Deinem so gut verschlossenen Anzug?“ Sie steht auf, grinst mich hinter ihrer Maske an und zeigt auf ihre Mitte unten, wo ganz unten ein Schieber baumelt. „Schau mal, hier hat mein neuer Catsuit einen hübschen Schrittreißverschluss“, zieht an diesem etwas. „Und wie Du siehst, funktioniert der auch noch im Gegensatz zu dem am Rücken.“ Na dann bin ich beruhigt und lasse sie ziehen.
„Na, was hältst Du von ihr?“, fragt Elena. „Erfrischend, ungezwungen, ungestüm und lustig. Ja, ich glaube, ich mag sie.“, erwidere ich kurz, bevor man das Rauschen im Bad hört, sie in der Tür auftaucht.
Mir gefällt das richtig gut, was ich so gerade sehe. Ach, wenn ich wenigstens 30 Jahre jünger wäre.
„Das ist aber mal eine schöne große Dusche!“, schwärmt sie, als sie wieder bei uns sitzt. „Elena, musst Du Dir mal anschauen.“ Sie verspricht es für später.
„Die habe ich mir erst vor kurzem einbauen lassen, musste einfach nach so vielen Jahren sein. Und wie gefällt Dir eigentlich der Katzenanzug?“ will ich von Susi wissen.
Sie erzählt mir, wie begeistert sie war, als ihr Elena den mitgebracht hat, weil sie gerade ihren Latexschrank ein wenig ausmistet, um ein bisschen mehr Farbe rein zu bringen. „Sieht man ja, steht jetzt mehr auf weiß. Auch nicht schlecht, aber ich mag halt schwarz.“, setzt sie keck hinzu.
Jedenfalls hätte sie ihn gleich zusammen mit ihr an dem Nachmittag angezogen und sich sofort wohl darin gefühlt. Scheint eine hochwertigere Art Latex zu sein, als sie kennt. Dicker und trotzdem weicher als ihr anderes.
„Fühl mal!“ Nun ja, ich habe leider keinen Vergleich, lege natürlich trotzdem meine Finger auf ihren schwarzen Arm. Ja, wie bei Elena, eine schöne glatte weiche warme Oberfläche. „Fühlt sich gut an, Mädels, ich beneide euch um eure Möglichkeiten heute. Nutzt sie, irgendwann sind sie vorbei, ich weiß es.“, seufze ich.
„Wie sieht es denn eigentlich mit einem Freund zurzeit bei Dir aus, Susi? Verzeihung, dass ich so direkt frage, interessiert mich einfach.“ Man muss ja mal auf den Punkt kommen.
Sie erzählt mir, dass sie zwar auf der Suche ist nach dem richtigen Partner, aber -ihn- bisher noch nicht gefunden hat. Ihre Tauchbuddies haben fast alle Frauen, die die keine haben, sind ihr zu alt. Und die Männer, die sie so auf Partys oder auch woanders mal trifft, sind blöderweise fast nie an ihr interessiert, sondern viel mehr an dem was sie trägt. Aber deswegen lässt sie das Latex nicht weg. Irgendwann und irgendwo wird sie den -Richtigen- treffen, mit dem sie zusammen ihr Leben verbringen möchte, der ihre Latexleidenschaft uneingeschränkt und voller Freuden mit ihr teilt. Dieses spezielle Material gehört eben für sie unbedingt zum Leben zu, ohne dies wäre es für sie keines.
Kann ich jetzt gut verstehen, ich kenne noch den Ausspruch von Loriot, den mit dem Mops.
Wir sitzen dann noch rund 2 Stunden zusammen, klönen vor uns hin und haben eine schöne Zeit.
Mitten drin zeigt Elena auf das Klavier, „Darf ich noch mal?“ „Aber natürlich!“
Dann spielt sie uns eine kleine Melodie, Susi ist begeistert. „Och menno“, meint sie, „ich weiß so vieles noch nicht von Dir! Elena, Du überraschst mich immer wieder aufs Neue.“ Aha, wusste also bisher auch nicht, dass ihr Engel so gut spielen konnte, sie zeigt und sagt nicht jedem gleich alles. Dann ist es ja quasi für mich eine Ehre, dass sie mir so viel von sich verraten hat. Aber warum eigentlich? An Susi muss ihr viel liegen, wenn sie mich so mit ins Boot und ihre Geheimnisse holt.
Als später klar war, dass sie nun bald wieder zurückgehen würden, kam Susi auf mich lächelnd, gut zu sehen hinter ihrer Maske, zu. „Darf ich Dir wieder Dein Korsett öffnen? Du wirst es sicher nur schwer alleine aufbekommen.“ Geht zwar, wenn die Schleife sich nicht verhakt, aber stimmt, besser ist das schon.
„Ja gerne, das ist aber nett von Dir.“ Ein sehr auf ihre Mitmenschen bedachtes Mädchen offensichtlich, sie gefällt mir immer besser.
Am Ende umarme ich die Beiden, fühle noch einmal diese unglaublich glatten und so schön warmen Körper in meinen Armen, bekomme jede Menge Vanille-Gummiduft in meine Nase. Riecht nach wie vor gut, fühlt sich nach wie vor gut an, finde ich.
Ach ja, ich wünschte, die zwei könnten öfters kommen, war einfach ein schöner, wenn auch ziemlich später Abend. Sehen sie auch so. Elena meint noch schmunzelnd, „Schauen wir mal.“ Und verspricht, dass wenigstens sie am Abend meines Geburtstages in 2 Wochen, wieder so gegen 23Uhr, mich besuchen kommen wird. Susi schaut mal, ob es geht, aber auf jeden Fall dann mal kurz darauf. Na das ist doch mal eine gute Aussicht, finde ich.
Sie nutzen dann übrigens wirklich den großen Spiegel in der Stube, sah interessant aus, sie gemeinsam darin verschwinden zu sehen.
Ich glaube, ich mag dieses Mädchen Susi wirklich, so ungezwungen und natürlich, so war ich früher auch gewesen. Dieses Latex hätte ich damals sicher ebenso mal probiert, es fühlt sich gut an, riecht betörend. Die Zeit war aber offensichtlich noch nicht reif für mich dafür.
Bin dann mal gespannt auf den Max und wenn der auch OK ist, dann vermache ich ihm mein Haus, so wie mein Schutzengel das möchte. Elena wird sicher dann dafür sorgen, dass Susi sich mit Max noch vor diesem schrecklichen Sommerereignis mit dem Boot irgendwie bzw. irgendwo zusammenfindet und sie bei uns, in unserer Welt, bleibt. Vielleicht besuchen sie mich dann ja mal beide.
Ich finde, das ist ein guter Gedanke, gehe dann damit beruhigt schlafen.
Mias Geburtstag, ein Tag mit Überraschungen
Jippie. So oder so ähnlich hätte wohl Susi oder Elena in ihrer Jugendlichkeit gerufen. Aber im Ernst, ich habe es geschafft, bin 85 geworden, quasi ein biblisches Alter sagte man früher. Früher, ja, da hätte ich eine große Feier an so einem runden Geburtstag geplant. Zumal, es ja auch Sonntag ist, da wären wohl viele tagsüber gekommen. Aber heutzutage fehlt mir einfach dafür so ein bisschen der Nerv. Und außerdem besuchen die einen ja sowieso nicht mehr, da brauch‘ ich die an so einem Tag nun auch nicht gerade noch durchzufüttern. Ich umgebe mich jetzt lieber mit Menschen, die ich wirklich mag und die sich auch sonst um mich kümmern.
Immerhin war der Bürgermeister persönlich heute Vormittag mit einem kleinen Blumenstrauß auf Steuerzahlerkosten da. Hat schon einen Vorteil, wenn man in so einem kleinen Städtchen wohnt.
Gleich darauf klingelte es erneut. Wie üblich zu allen Geburtstagen der letzten Jahre hat die nun auch schon 50jährige Tochter meiner Schwester und ihres Mannes die Beiden im Auto aus unserem Nachbarort bei mir vorbeigebracht. Blieb dann nach einer kleinen Gratulation gleich noch zum Mittagessen. Auch wie üblich, hatte ich schon eingerechnet.
Die Drei haben nicht schlecht gestaunt. Nicht wegen des Essens, die Klöße und Rouladen waren ganz gut geworden, das Rotkraut übrigens auch. Nein, weil sie mich seit langem wieder einmal im Dirndl gesehen haben. Mir war eben heute so. Außerdem möchte ich mich ja allen von meiner besten Seite zeigen! Besonders, da ja heute Abend Elena und am Nachmittag zum Kaffeetrinken hoffentlich Max kommen werden.
OK, sie mussten dann nur noch ein bisschen an der Schnürung hinten arbeiten, ich komme halt da so schlecht ran zum ordentlichen Zumachen. Jetzt sehe ich schick aus, zeigt der große Stubenspiegel. Ob Susi mich jetzt dadurch sieht?
Ich weiß jetzt allerdings nicht, ob Max wirklich kommen wird. Hab zwar die Adresse seiner Eltern noch gefunden und ihm einen hübschen Brief mit meiner Einladung geschrieben, aber ob sie ihm den wirklich weitergeleitet haben, weiß ich nicht. Und ob er überhaupt meine etwas alte Handschrift lesen konnte? Jedenfalls keine Rückmeldung seither, schade.
Mittlerweile ist mir aber auch klar geworden, dass ich eigentlich blöd war. Alter schützt davor überhaupt nicht, merkt man halt immer wieder, leider. Hätte doch einfach nur Elena beim letzten Mal vor 2 Wochen, kurz vor Silvester, nach der Adresse von Max fragen brauchen. So ein Schutzengel muss doch wissen, wo er bzw. sie jemand schnell finden kann. Mist, verpasst, muss halt warten, ob es vielleicht doch geklappt hat. Hoffentlich!
Mein Besuch sitzt derweil im Wohnzimmer, ihre Tochter ist inzwischen wieder nach Hause zu ihrer Familie gefahren, sie holt die Zwei später nach dem Kaffeetrinken wieder ab.
Die Beiden verfolgen irgendeine Spielschau im Fernsehen. Heute nicht mein Ding, ich hoffe, es wird noch spannender als das im TV, ich guck mal lieber vorne raus, es ist bald soweit. Fällt doch gar nicht auf, wenn so eine ältere Frau hinter der Gardine steht und neugierig schaut, oder?
Als Zeit hatte ich 15Uhr in den Brief reingeschrieben, noch 5 Minuten. Ach guck, da fährt ein größeres Auto vors Haus. Schade, es stellt sich dann gegenüber auf die Straße beim Nachbarn. Dabei ist mein großer Parkplatz direkt am Haus doch meilenweit frei! Da steht nämlich schon lange nichts mehr, das Auto habe ich nach Manfreds Tod verkauft. Schade, aber was sollte ich damit, ich kann nicht fahren, seufze ich innerlich noch immer ein wenig darüber betrübt.
Ein schmucker junger Mann steigt aus, geht zum Kofferraum, holt einen Blumenstrauß heraus. Und läuft dann schnurstracks zu meinem Haus rüber. Das ist er! Ich merke schon, dass tut meinem Herz nicht gut, es macht zugleich ein Hüpfer. Vor Freude zwar, aber mein Arzt wäre nicht begeistert. Ach was soll’s, er hat es geschafft!
Noch vor dem Klingeln bin ich an der Tür, reiße sie auf und strahle ihn an. „Du musst Max sein! Prima, dass es geklappt hat.“ Moment, nicht ganz so euphorisch, ich sollte doch erst mal kurz abwarten, was er sagt. Er nickt, sagt leise, „Ja, ich bin’s, Max. Schön Dich einmal wieder zu sehen, Tante Mia. Ist lange her.“
„Bist groß geworden Max. Und älter, ich hätte Dich auf der Straße wohl nicht erkannt, obwohl die alte Dame eigentlich noch ganz gut sehen kann. Komm rein, wir wollen gerade Kaffee trinken.“ Macht er.
Vorher gratuliert er mir natürlich artig, gibt mir seinen Blumenstrauß. Hat einen schönen ausgesucht.
Auch meine Schwester und ihr Mann haben Mühe, ihn wieder zu erkennen, aber er hat eine witzige Art, das Eis bricht sehr bald bei dampfendem Gebräu und Schwarzwälder Kirschtorte.
„Weißt Du eigentlich, Tante Mia, dass es eigentlich fast ein Wunder ist, dass ich jetzt hier bei Dir bin?“, fragt er. Ich schaue ihn neugierig an, „Wieso, hat mein Brief Dich nicht rechtzeitig erreicht gehabt?“
Er schmunzelt und erzählt dann von der Brief-Odyssee. Den hat er nämlich erst heute Vormittag in seinem Briefkasten gefunden. Und was komisch war, der war noch verschlossen, aber als Adresse war die seiner Eltern im hohen Norden darauf vermerkt. Die sind zurzeit mal wieder auf einem langen Esoterik-Trip am Polarkreis. Sehr seltsam, wie kam der nur in seinen Briefkasten? Er hat mit ihnen so gut wie keinen Kontakt mehr, seit er beschloss, vor fast 5 Jahren nicht mitzugehen an die Küste und stattdessen hier sich eine kleine Wohnung suchte, seine Lehre begann. Er hat ihn trotzdem geöffnet, hätte ja was Wichtiges für seine Eltern sein können.
Ich muss leise lächeln, „Da brauchte es wohl einen Schutzengel für den Brief, damit er Dich erreicht.“ Max nickt, „Vermutlich! Und dann war der Brief selbst auch noch in Sütterlin, das konnte ich leider nicht lesen.“, erzählte dann weiter. „Verzeihung Max“, bat ich ihm, „ich habe es damals, als ich jung war, nicht anders gelernt, mit der modernen Schrift tue ich mich immer noch schwer.“
„Ach,“ meinte er, „Mia, ist nicht schlimm. Es gibt eine Seite im Internet, das kann man das als Scan hochladen und bekommt es in heutiger Schrift übersetzt.“ Gut, dass die Technik so etwas heute kann!
Jedenfalls war ihm da klar, die Uhr zeigt 12Uhr, kein Geschenk, keine Blumen und 15Uhr ist der Termin. Spätestens 14Uhr muss ich losfahren, Ehrensache für ihn bei so einer ganz persönlichen Einladung!
„Hab mich dann im nächsten Blumenladen für den schönsten Strauß entschieden, den sie hatten, ein richtiges Geschenk habe ich leider keines.“, meint er bedauernd.
Da muss ich lachen. „Alles gut Max, was braucht eine 85jährige Frau auch noch an Geschenken, außer guter Gesellschaft und noch etwas Gesundheit?“ Er schaut erleichtert, freut mich. Denn wenn man es mal richtig bedenkt, er hätte ja auch einfach meinen Brief ignorieren können. Hat er aber nicht.
Max hat sich dann angeboten, meine Schwester und ihren Mann nach dem Kaffeetrinken zurück zu ihnen nach Hause zu fahren, dann braucht ihre Tochter nicht noch mal her zu kommen. War dann eine lustige Fuhre mit uns 3 Alten.
Dieses Mal hat er dann gleich vor meinem Haus auf meinem Parkplatz geparkt, hab’s im explizit erlaubt. War auch gut so, gegenüber war es schon wieder voll geworden.
„Hast Du Lust mit mir ein bisschen durch die Stadt zu bummeln?“, frage ich ihn. „Aber klar doch Tante Mia, schaffst Du das?“ „Hey hey, mit einem jungen Mann an meiner Seite allemal!“ „Na OK, notfalls trage Deine morschen Knöchelchen gern auf meinen Händen zurück, ist mir eine Ehre für das älteste, mir bekannte Familienmitglied.“, feixt er. Ein Charmeur, wie es im Buche steht, ich muss auch lachen. „Los denne, ich lade Dich zum Eisessen ein.“
Er ist ein netter Begleiter, lässt sich von mir geduldig all die hübschen alten Geschichten erzählen, ist neugierig, was da hinter diesen dicken Mauern und Fachwerkhäusern verborgen sind. Das ‚Eiskaffee‘ am Fluss, meine Lieblingseisdiele, hat auch wie erwartet auf. So schleckern und schnattern wir dort noch ein Weilchen, bis es draußen schon dunkel ist.
Schade, der Klostergarten wird nun leider schon abgeschlossen sein, da müssen wir wohl das nächste Mal noch einmal hingehen. Aber man braucht ja auch im Alter ein Ziel, oder?
Zurück bei uns ist es fast schon Abendbrotzeit. Muss mich aber doch erst mal etwas ausruhen. Max sitzt brav neben mir und lässt sich weiter ein paar alte Geschichten des Ortes erzählen, fragt auch nach, scheint ihn wirklich zu interessieren. Hat man ja nicht oft mehr heutzutage bei den jungen Menschen, gefällt mir an ihm. Kein so oberflächlicher Typ wie so viele andere seines Alters.
Nun denn, Abendbrot. Hab‘ schon ein klein wenig was vorbereitet gehabt, aber was zu tun ist da allemal. Gut so, denn Max besteht darauf, mitzuhelfen, er kocht eben gerne. Der Mann wird mir immer sympathischer.
Nach dem gemütlichen Essen, sogar mit Kerze für meinen Geburtstag, frage ich ihn, ob er Lust hat, mit mir Monopoly zu spielen. Das haben Manfred und ich früher sehr gern getan, aber da meine Schwester und ihr Mann da nicht so draufstehen, wurde es nach seinem Tod immer seltener. Ich glaube, ist jetzt schon mindestens 5-6 Jahre her seit dem letzten Spiel.
„Aber gerne Mia“, meint Max, „ich finde das Spiel cool.“ Na ja, dann lass uns beginnen.
Wurde dann auch richtig schön und total lustig. Schon durch die etwas schrägen Kommentare von Max, wenn ich mal wieder Wuchermieten von ihm verlange oder er ins Gefängnis gehen darf. Am Ende ging er mit Pauken und Trompeten unter, was Max mit einem Lachen hinnahm. „Glück im Spiel, Pech in der Liebe! Na dann hoffe ich mal, dass das Gegenteil bei mir bald eintritt.“ „Och, ich glaube, das klappt schon recht bald.“ Mein Lächeln dabei ist ihm bestimmt ein Rätsel.
Ist spät geworden, fast 22Uhr, leider muss er am nächsten Tag, ist ja ein Montag, früh raus. Schade, aber Elena kommt ja später am Abend in so knapp einer Stunde auch noch, da freue ich mich schon darauf.
Aber erst einmal Max lieb verabschieden. Er umarmt mich an der Tür, „War schön bei Dir. Darf ich mal wiederkommen?“ „Ich bestehe sogar darauf!“ schmunzle ich ihn an. Er überlegt kurz, „In drei Wochen, aber dieses Mal am Samstag?“ „Klar, wenn Du magst, gerne auch schon zum Mittagessen, ich warte auch mit der Vorbereitung auf Dich.“ „Bin da, freu mich Mia.“ Und gibt mir noch einen Kuss, auf die Wange. „Pass schön auf Dich auf und wenn irgendwas zwischendurch sein sollte, meine Telefonnummer und Adresse hast Du ja jetzt.“ Die hatten wir vorhin noch ausgetauscht. „Bis denne.“, und braust wenig später davon.
Ja, Max gefällt mir. Ein junger Mann mit dem Herz auf dem rechten Fleck, würdig meines Hauses.
Elenas schlechte Nachrichten
Ziemlich pünktlich 23Uhr erscheint Elena wieder in meiner Stube, sie kommt einfach durch den Spiegel. Wenn man damit nicht rechnet, wäre das ganz schön gruselig, denke ich. Aber ich habe ja die Beiden vor 2 Wochen hindurchgehen sehen, da kann man doch schon viel gelassener sein. Darf mich eh nicht groß aufregen. Mein Arzt meinte letztens, ich muss noch ein wenig mehr nun auf mein Herz aufpassen, es gibt Anzeichen einer Verschlechterung. Naja, so schlimm wird’s nicht werden.
Schade, Elena kommt alleine, wieder ganz in weiß. Sie umarmt mich herzlich mit einem Blumenstrauß und einem kleinen Beutel in der Hand. „Schön, wieder bei Dir zu sein, Mia, herzlichen Glückwunsch von Susi und von mir. Ihr tut es unendlich leid, aber sie muss sich leider entschuldigen lassen, wollte eigentlich auch heute mitkommen. Aber sie hat von ihrem Chef am Abend für morgen früh 8Uhr überraschend einen wichtigen Termin auf Arbeit reingedrückt bekommen, wo sie fit sein muss. Bei euch Menschen ist das ja ein Montag und diese jungen Leute müssen da leider noch was tun. Ist ja jetzt auch schon ganz schön spät. Aber sie hat versprochen, in 2 Wochen kommt sie wieder mit, da planen wir unbedingt schon nachmittags, ich habe frei. Jedenfalls freut sich schon darauf und lässt Dir dies hier von mir überreichen.“
Mit diesen Worten hält sie lächelnd mir die Blumen hin. Oha, dieselben Blumen wie die von Max, sie scheinen denselben Geschmack zu haben, ein gutes Zeichen. Oder es gab nur die zu kaufen, ist schließlich Januar und die Auswahl in den Blumenläden ist sicher nicht gigantisch. Ich packe sie mal mit zu denen von meinem jungen männlichen Besuch heute.
Elena sieht es ebenso, feixt, „Sind die von Max?“ Ich nicke. „Dachte ich es mir doch, die beiden verbindet mehr, als sie ahnen. Hat also geklappt mit dem Brief.“ Mmh, ja.
Sie setzt sich wieder neben mich auf die Couch. „Na, wie findest Du ihn?“, fragt sie neugierig.
Ich erzähle ihr gern, dass wir einen schönen Nachmittag und Abend hatten, ich von ihm als Mensch in seiner netten Art richtig angetan bin. „Und ja, das war eine gute Idee von Dir, ihm mit diesem Hauserbe im Leben zu helfen. Also, ich mache das jetzt, schreibe gleich morgen das dafür notwendige Testament und gehe damit recht bald zum Notar.“ Elena lächelt mich an, irgendwie sehr zufrieden und gleichzeitig auch ein wenig unglücklich schauend. Warum?
„Freut mich, ich denke, Dir den Richtigen empfohlen zu haben.“ „Käffchen?“, „Ja gerne.“
Als ich wieder in der Stube bin, packt sie ihren kleinen Beutel aus, ein Päckchen kommt zum Vorschein. Ein Geschenk? Nein, eher nicht. „Schau mal.“, bittet sie mich.
Drinnen ist ein schwarzer glänzender Slip, ein Paar ebenso schwarzer Handschuhe und ein Bild von Susi in ihrem Katzenoutfit von letztem Besuch. Slip und Handschuhe scheinen mir aus dem gleichen Material zu sein wie ihr weißer Anzug. „Ist das Latex?“, frage ich sie. „Ja, gut erkannt.“ „Die passen mir aber nicht mehr so recht.“, schmunzle ich sie an. „Stimmt, sind ja auch nicht für Dich, sie sind für Max gedacht, ist Teil meines ‚SUSI-Rettungsplanes‘.“ Oha.
„Soll ich sie ihm das nächste Mal geben? Wir treffen uns in 3 Wochen hier wieder.“ „Nein,“ bittet sie mich, „er muss die Dinge selbst finden und herausfinden, wie er sie nutzen kann. Nur dann entfalteten sie ihren Zauber, weißt ja, ‚emotionale Energie‘ ist wichtig dabei. Wir müssten das Päckchen hier im Haus so deponieren, dass nur er es finden kann, aber trotzdem es recht schnell entdeckt, die Zeit drängt.“
Moment. Auch mit 85 rattert da noch einiges im Oberstübchen, irgendwas stimmt jetzt hier nicht! Was hatte doch gleich Elena das letzte Mal erzählt?
Dann macht es ‚Klick‘ bei mir:
Wenn Susi im Sommer dieses Jahres das Bootsunglück hat, aber Max vorher hier im Haus das Päckchen finden, danach mit ihr zusammentreffen soll und sie sodann auch zu dem Zeitpunkt des Unglückes schon längst hier, in unserer Welt, gemeinsam leben sollen ... Wo bin ich dann?
Ich glaube, ich werde dann wohl leider nicht mehr da sein.
Als ich Elena diese Überlegungen mitteile, nickt sie traurig. „Ja Mia, Du hast leider recht. Ich habe das hat auch im N2W-Ausdruck meiner Schützlinge gefunden. Und es ist leider schon recht bald. Heute in 4 Wochen so gegen 22Uhr ist es soweit, dass Du an einem Herzinfarkt sterben wirst.“
„Oh, so bald schon?“ Eine Welle von Traurigkeit umfasst mich, ich kann erst einmal nur voller Schmerz dasitzen und blicklos in die Stube starren, die ersten Tränen kommen.
Elena nimmt mich in den Arm, drückt mich an ihre weiße warme Brust, streicht mir übers Haar, will mich festhalten und trösten.
Dann sagt sie, dass es auch gute Nachrichten gibt und sie mich einfach mag. Als Mensch sowieso und auch als Großtante von Max und irgendwie auch von Susi, ich wäre ein besonderer Mensch.
So hätte sie deshalb schon mit ihrem Papa gesprochen, all ihre Macht als Tochter in die Waagschale geworfen und um mich bei ihm geworben.
Und hatte Erfolg. Sie kann meinen nahen Tod hier in diesem Universum leider nicht verhindern, aber sie darf ‚mich‘ mitnehmen und in ihrer Welt da draußen zu einem Schutzengel ausbilden lassen, meiner Seele einen neuen jungen Körper bei ihren Engeln geben. „So einer ist einfach auch viel gelenkiger, wenn Du ins Latex rein- und wieder rauskommen will. Auch wenn man das ‚Raus‘ oft ja gar nicht mehr möchte.“, meint Elena schmunzelnd.
„Außerdem,“ feixt sie diebisch. „Ich sehe es Dir an, Du wärest jung auch so eine wilde Latexbiene wie Susi und solche mag ich eben um mich rum. Du bleibst mal schön in meiner Nähe!“
Sie weiß auch schon welchen Körper. Eine junge, selbst für ihre Begriffe ziemlich hübsche 25jährige Frau wird aus Liebeskummer fast zum gleichen Zeitpunkt Selbstmord begehen, das kann man leider nicht verhindern.
„Also“, grinst sie aufmunternd, „wirst dann aber mit mir noch eine ziemlich lange Zeit zusammen verbringen müssen! Und natürlich auch Latex tragen.“ Teilt mir dann lächelnd mit, dass sie hat nach meinen Maßen schon mal eine Latexdienstuniform für mich bestellt hat, in himmelblau, wie mein Dirndlkleid. Ob das alles so recht sei?
Unter Tränen sage ich leise „Ja“, drückt sie lange ganz fest.
„Aber nur, wenn ich auch Schutzengel für Max und Susi dann sein darf!“ „Aber Hallo,“ verspricht mir Elena. „Das wird sich schon machen lassen, sind ja sowieso meine Schützlinge. Das regeln wir offiziell notfalls über Papa. Den kenne ich gut, der macht nämlich die Einteilung.“, meint sie verschmitzt.
„Der Tod der jungen Frau wird dann leider wieder so ein unaufgeklärter Todesfall in eurer Kriminalstatik bleiben, bei dem man am Ende nicht weiß, was passiert ist. Aber es geht nicht anders, ich muss ihren Körper ja mit zu mir mitnehmen, damit er Deine Seele bei uns, außerhalb dieser beiden Welten, aufnehmen kann.“ Verstehe.
Wir sitzen noch lange zusammen, die Verabschiedung fällt gar nicht leicht, Elena und ich drücken einander lange. „Keine gute Nachricht für Dich, ich weiß. Sage es bitte niemanden, ich darf so etwas eigentlich nie jemanden verraten. Papa wäre superböse, wenn er es erfahren würde, dass Du es jetzt schon weißt. Aber es gibt ja wenigstens einen guten Hoffnungsschimmer für uns, Dich, mich, Susi. Wir treffen uns hier dann am Samstag in 2 Wochen, nachmittags um 3 zum Kaffeetrinken, das magst Du ja. Ich bringe Susi wieder mit.“ Dann verschwindet sie wieder durch den Spiegel im Wohnzimmer und ich sitze mit meinen Gedanken allein.
4 Wochen also noch.
Der Schlaf in dieser Januarnacht ist nur schwer zu finden für mich.
Mia verfasst ihr Testament, besucht den Notar
Glaubt mir, ich habe dann erst mal mehrere Tage gebraucht, ehe ich mich gefasst und beschlossen hatte, die restliche Zeit meines Lebens hier auf dieser Welt so gut wie möglich noch zu verbringen. Und ja, die berechtigte Aussicht, dass nicht alles bald nur zu Ende sein wird, sogar etwas ganz Neues, Aufregendes in mein ‚Leben‘, wie immer das dann sein mag kommen wird, hilft ungemein. So ein bisschen Tatkraft kommt dann doch zurück.
Also los, Elena hat mich ja um etwas gebeten. Am Donnerstag nach dem Frühstück schreibe ich zum ersten Mal in meinem bisherigen Leben ein Testament. In moderner Schrift, gar nicht so einfach. Es soll ja lesbar und eindeutig sein. Und ein bisschen was möchte ich ja auch Max noch so mit auf den Weg geben, nicht nur materielles. Ich hoffe, er versteht es, denn wie hat Elena gesagt, der Zauber kann sich nur entfalten, wenn er es selbst herausfindet, dann auch noch ihr Päckchen bei mir findet und dieses mit und für Susi zusammen nutzt. Und sie so sehr liebt, dass er für -sie- alles in die Wege leitet, Susi sich ebenso auf Max einlässt und bei ihm bleiben möchte. Wir brauchen jede Menge emotionaler Energie.
So, jetzt bin ich zufrieden, mit dieser Formulierung sollte es klappen, ich gebe ihm wenigstens schon mal einen ordentlichen Denkanstoß. Bin mir sicher, das bekommt er hin, ist ein pfiffiges Kerlchen und Susi wird sicher von Elena auch etwas klammheimlich ‚instruiert‘ werden. Sie hat da ja scheinbar ihre Methoden. Die lerne ich sicher auch noch, später dann, da ‚Drüben‘.
Ich habe noch überlegt, ob ich meine Schwester im Testament mit erwähnen soll, habe mich aber dann dagegen entschieden. Stattdessen per datierten Bankauftrag das Geld für meine Beerdigung und etwas Blumen schon mal vorab überwiesen, kommt dann 3 Tage nach meinem Tod bei ihr auf dem Konto an. Damit hat sie sofort etwas, wer weiß, wie lange sonst das mit dem Erbschein braucht. Als Zahlungsbetreff habe ich natürlich was Unverfängliches gewählt, will ja Elena nicht in Schwierigkeiten bringen. Schon komisch, so seinen eigenen Tod und dessen Folgen zu betrachten. Entspannt bin ich aber wahrlich nicht, nur erleichtert erst einmal.
So fertig, nun den Notar anrufen. Klappt, habe einen Termin die Woche darauf am Freitagnachmittag bekommen. Das genügt völlig, weiß ich.
Der Notar ist nett, klar, bekommt ja auch etwas Honorar von mir. Aber so bin ich mir wenigstens sicher, dass keine meiner sonstigen buckeligen Verwandtschaft etwas abbekommt, Max steht alleine drin und der Herr hier wird das schon für mich durchsetzen.
Er bestätigt mir, dass das so in Ordnung geht, da ich keine direkten Verwandten ersten Grades habe, also keine Kinder, mein Mann als Berechtigter ja auch schon lange verstorben wäre. Max wird also nach meinem Willen das Haus nach meinem Tod alleine erben. Dazu das restliche Geld auf dem Konto, was er für die Erbschaftssteuer und vielleicht ein paar noch notwendige Erneuerungen am Haus braucht, dazu komme ich ja nun leider nicht mehr.
Über die Formulierung ‚mit allen was im Haus drin ist‘ und der Zusatzbitte, ‚die Gelegenheit, die sich Dir bald bieten wird, so wie ich vorurteilsfrei anzunehmen‘ zeigt sich der Notar zwar etwas verwundert, hält es aber wohl mehr für einen Spleen von mir älteren Dame. Darf natürlich drinnen bleiben. So, auch diesen Punkt erledigt, Elena kann stolz auf mich sein.
ein Päckchen für Max
Mmh, wohin nun mit dem Päckchen für Max, die nächste Aufgabe. Steht, seitdem es Elena mir übergeben hat, immer noch hier in der Glasvitrine im Wohnzimmer. Mal überlegen, Stube, Schlafzimmer? Alles nein, da kommen die Leute rein, die meinen dann toten Körper abholen, keine Ahnung, wo es passieren wird. Nein, das Päckchen ist zu wichtig, als dass es hier so einfach offen weiter herumsteht.
Auf den Dachboden? Gute Idee! Da geht keiner rauf, aber Max wird sicher das Haus erkunden, wenn er erst einmal hier ist. Zur Sicherheit könnte ich noch ein Schildchen draufkleben, fällt mir ein. Damit einfach klar ist, wofür es ist. Ob „für Max“ reicht? Vielleicht nicht. „Für Max und Susi – persönlich – „, ich glaube, das ist dann eindeutig. Außerdem gleich ein weiterer Hinweis für Max, der kommt bestimmt ins Grübeln, soll er auch. Meine Schrift kann er ja inzwischen übersetzen 🙂
Aber bevor ich es dort gut auffindbar deponiere, schaue ich mir noch einmal den Inhalt an. Mmh, dieser schwarze Slip, sieht doch recht klein aus. Aber ich gehe davon aus, Elena kennt seine Größe. Die Handschuhe sind schon spannend, muss ich mal ausprobieren. Sind mir ein wenig zu groß, aber nur ein bisschen. Aber sie fühlen sich gut an, hatte ich nach den Erfahrungen mit Susi und Elena auch irgendwie erwartet.
Ob man damit wirklich durch einen Spiegel greifen kann? Was soll’s, probieren geht über Studieren, was soll mir bald Sterbenden noch groß passieren?
Wow, mit denen lässt sich wirklich durch den großen Wohnzimmerspiegel greifen, genau bis zum Rand des Handschuhes, weiter geht nicht. Wenn man jetzt so einen ganzen Anzug wie die Beiden hätte, könnte ich da sicher durchgehen. Ist spannend, das werde ich in meinem neuen Schutzengel-Dasein sicher bald besser verstehen.
Irgendwie beginne ich mich, mehr und mehr darauf zu freuen. Auch wenn der Anlass nun wirklich nicht nett ist, mein eigener Tod hier erst einmal dazwischensteht. Und ja, ich freue mich auch darauf, dann dieses Latex mal selbst im Ganzen anziehen zu können. Ach Manfred, wenn Du nur dabei sein, mich sehen könntest!
So, nun liegt das Päckchen auf dem Dachboden, recht gut sichtbar, aber nicht zu auffällig gleich weiter vorn. Max, Du wirst es finden. Na dann, fröhliches Grübeln, ich werde Dich beobachten!
Mias letzter Tag auf Erden
Es gibt Tage, die werden nicht gut enden. Heute ist so einer, gleichzeitig schlimm und gleichzeitig gut. Ich will mal nicht meckern, konnte mich immerhin auf ihn vorbereiten, die meisten anderen trifft es unvermittelt.
Ganz wichtig für mich, noch mal lange im Bett bleiben, weiß ja nicht, was mich da ‚drüben‘ als Schlafstatt erwartet. Das warme Daunengefühl auskosten tut einfach gut. Wird mir bestimmt fehlen.
So hängt man beim Liegen seinen Gedanken nach, tut sich schwer mit aufstehen. Irgendwas in mir hofft ja noch immer, dass es heute nicht geschehen wird. Aber der Rest hat es längst akzeptiert.
Ist jetzt gegen 21Uhr, noch vielleicht eine Stunde. Elena ist schon lange bei mir, fast die ganze Zeit seit ihrem Dienstende. War nur noch kurz zu Hause, sich für mich hübsch machen, erzählte sie später. Schon kurz nach 16Uhr heute Nachmittag kam sie durch den großen Spiegel im Wohnzimmer, umarmte mich zugleich.
Übrigens, das erste Mal ohne Maske und in einem schönen metallic roten kurzen Kleidchen mit weißer Umrandung um die Säume, dazu dieses Mal kurze schwarze Stiefelchen und kurze schwarze Latexhandschuhe. Sieht süß aus mit ihrem weißen kurzen Haar dazu, finde ich. Ihr junges ebenmäßiges, sehr feines Gesicht ist richtig hübsch. Ich glaube jetzt mal nicht, dass ihr Haupthaar nur wegen ihres wahrlich biblischen Alters so hell ist. Da macht sie bestimmt was dafür, wie ich sie einschätze. Die Frau achtet halt auf ihr Äußeres. 🙂
„Schön, Dich mal richtig zu sehen.“, begrüße ich sie lächelnd. „Ja, sehe ich nicht schick aus?“, fragt sie grinsend. „Extra noch mal für Dich umgezogen für diesen besonderen Tag. Eine Maske brauche ich jetzt ja auch bei Dir nicht mehr,“, meint sie. „Denn erstens habe ich ja ebenfalls solche magischen Handschuhe an, wie Du sie im Päckchen für Max hast und zweitens,“ legt eine kleine Pause ein, schmunzelt mich an, „wirst Du ja eh bald nun ebenso ein Schutzengel wie ich sein, da kann dann auch nichts mehr passieren, wir müssen es ja Papa nicht verraten, dass ich mich so hier auf dieser Welt gezeigt habe.“
Obwohl es ein trauriger Anlass ist, muss ich darüber herzlich lachen. Dann wieder ernsthafter: „Stimmt. Aber ich denke, was geschehen muss, wird so oder so passieren. Sagt ja schon Dein Programm.“ Ich nehme sie in meine Hände, umarme dieses hübsche Wesen wieder einmal.
„Übrigens, Susi hatte Recht, Du hast wirklich ein Gesicht wie ein Engel.“ „Hast Du auch bald.“, meint Elena verschmitzt, „Die junge Frau, deren Körper Du bald bei uns bekommst, ist auch bildhübsch. Darauf achtet mein Papa und es war eine seine Bedingung auch für Dich, Schutzengel haben schließlich einen gewissen Ruf zu verteidigen!“, feixt sie.
„‘Eine seiner Bedingungen‘, wie viele hatte er denn noch?“ Elena grinst, meint, „Wirst Du schon merken. Du kriegst mich nicht los.“ Will ich das??
Pünktlich um 19Uhr klingelte das Essen an der Tür. Ich hatte mir einfach noch mal einen ordentlichen gefüllten Rollbraten mit Klößen und Rotkraut gewünscht, war mir zu viel Aufwand, mich da selber heute noch dafür in die Küche zu stellen.
Man, also ich, eine ‚alte-Frau-kurz-vor-Ende‘, wird ja irgendwie pragmatisch. Das mit dem Staubwischen hatte ich schon seit Wochen sein gelassen, der Kühlschrank wird auch immer leerer. Früher habe ich mich lustig gemacht, wenn Leute so ein oder zwei Tage weggefahren sind und vorher noch, statt einfach alles in den Geschirrspüler zu stellen, den kleinen Geschirrhaufen mit der Hand aufgewaschen und in die Schränke zurückgestellt haben. Manfred war auch so. Hätte uns ja was dort passieren können und wir kommen nicht zurück. Naja, jetzt geht mir das nicht anders. Ist zwar Staub inzwischen überall, aber im Haus ist alles ordentlich weggeräumt.
Und dann kam mir eben der Gedanke mit der Essenlieferung von der Gaststätte paar Straßen weiter. War doch jetzt nicht schlecht gedacht, oder? Besonders wenn man so weiß, ich kann später weder die Reste essen, noch ordentlich alles aufwaschen. Und so eine opulente Henkersmahlzeit muss schon sein, wer weiß, was es ‚da drüben‘ nur zu essen gibt.
So wie Elena reinhaute, gab es gefüllten Rollbraten wohl nicht allzu häufig. Oder sie kann halt nicht kochen. Keine Angst Mädel, das zeige ich Dir schon noch, Du wirst auch mal älter.
So sitzen wir seitdem zusammen, zu dem Zeitpunkt hatten wir noch knapp 3 Stunden Zeit.
Genug Gelegenheit, noch einmal beim Essen und danach miteinander zu erzählen, was so los war in den vorangegangenen Wochen, wie ich mich fühle. Elena hört aufmerksam zu, fragt ab und an leise nach, tut mir gut.
Also, die letzten 2 Wochen seit der Abgabe des Testaments beim Notar habe ich eigentlich ganz entspannt verbracht, habe noch einmal in der Stadt alle Orte mit Erinnerungen an meinen Manfred besucht, bin noch mal Kaffeetrinken in mein Lieblingskaffee gegangen, auch noch mal Eis essen und dabei der Fähre am Fluss zugeschaut.
Und eben alles Sonstige geordnet, was zu ordnen war. Dann bin ich mein Telefonbuch durchgegangen und einfach alle noch einmal angerufen. Manche hatte ich echt schon Jahre nicht mehr gesprochen gehabt, andere waren nicht mehr erreichbar. Man ahnt, was da passiert ist, bald bin ich auch dran.
Klingt vielleicht komisch, aber ich habe mich mit dem Wissen, heute Abend sterben zu werden, ab- und inzwischen auch zu meinem inneren Frieden gefunden. Hatte ja auch 85 schöne Jahre hier in dieser Welt.
Elena brennt auch noch etwas auf ihrer Seele, was sie mir unbedingt mitteilen möchte. „Los, fang an, weißt ja, die Zeit rennt.“, feixe ich theatralisch.
Sie grinst zurück, „Gemach meine Holde, nichts überstürzen, wir haben noch rund eine gemeinsame Stunde hier.“, ruckelt sich noch mal in ihrem heißen Kleidchen auf dem Sofa zurecht.
„Also“, fängt sie an, „mein kleiner Lieblingssystemadministrator hat gestern noch mal für mich ins N2W auf Deine und Susis ‚Akte‘ geschaut und ein bisschen im vorausberechneten weiteren zeitlichen Verlauf dann vorwärts geblättert. Über uns Engel gibt es solche Dokumente übrigens nicht, falls Du Dich später mal wunderst, wir sind halt unberechenbar, oder so. Bei Dir als Mensch bleibt es bedauerlicherweise so, wie wir beide es schon wissen. Deine Akte aus dieser Welt endet heute Abend hier.
Bei Susi dagegen sah er, dass sie bei diesem Bootsunfall nun inzwischen nicht mehr dabei sein wird, ihre Freunde ‚erleben‘ ihn, sie aber nicht. Und was ganz komisch im Programm aussieht, ihre ‚Akte‘ scheint Ende April dieses Jahres nun unvermittelt zu enden.
Bei Max hingegen sieht man hingegen ab März ein bild- und namensloses ‚Userobjekt‘ auftauchen, das zunächst mit ihm nur gestrichelt verbunden ist. Der Strich wird dann in den nächsten Wochen immer stärker, dann durchgehend und bald auch zart zweiseitig. Dann sieht man, genau zum gleichen Zeitpunkt, wo Susis bisherige Akte scheinbar endet, von diesem neuen ‚Userobjekt‘ zu Max einen dicken gegenseitigen Strich erscheinen, wie bei einer festen Beziehung. Das heißt, dass die Objekte nun emotional fest miteinander verbunden sind. Diese starke Bindung bleibt dann auch, solange das Programm es vorausberechnen kann, bestehen.
Er und ich sind uns sicher, es wird klappen, was wir zwei Hübschen vorhaben.“
Sie umarmt mich noch einmal und drückt mich, sagt leise zu mir „Danke“. Na ja, eigentlich habe ich ja zu danken.
Elena meint dann, vermutlich gab es solche Fälle bisher noch nicht allzu häufig, dass jemand von einer in die andere Welt dauerhaft wechselt. Vielleicht ist es auch das erste Mal, mein Freund und ich, wir wissen es nicht. Er vermutet, die Programmierer von N2W haben das damals schlichtweg nicht als Möglichkeit in der Darstellung oder bei den ‚User-Objekten‘ vorgesehen.
Dann hat er neugierig, wie er nun mal ist, noch ein bisschen weiter in den Akten geschaut. Im Herbst dieses Jahres kommt dann von einer ‚Lisa‘ aus dieser Welt eine weitere gestrichelte Linie zu diesem, jetzt noch leeren „Susi-Userobjekt“ hinzu. Ebenso von dieser Lisa ein dünner, zunächst nur gepunkteter Strich Richtung Max. Diese beiden Linien, also Verbindungen, ändern sich im Laufe der nächsten Monate noch ganz schön.
Aus der gestrichelten Linie Lisa zu Susi wird bei eurem Weihnachten herum ein dicker fester gegenseitiger Strich, aus der gepunkteten Linie von Lisa hin zu Max wird erst dann auch ein gestrichelter Strich, 1 Jahr später sogar ein durchgehender. Allerdings mit viel dünnerer Strichstärke als der von ihr zu diesem jetzt noch bildlosen Userobjekt. Das hat dann auch Bestand bis zum zeitlichen Vorausberechnungshorizont des N2W-Programmes.
„Klingt spannend,“ meint sie schmunzelnd, „was da passieren wird. Ist aber nichts, was uns beunruhigen braucht. Ich denke aber, wir sollten das Ganze erst einmal nur mit Abstand beobachten.
Ach übrigens, mein Systemadmini hat auch mal in die Akte dieser Lisa geschaut, sie könnte ebenso dem Latex verfallen, es lieben lernen, steht in ihren ‚Möglichkeiten‘. Auch sie weiß es, wie Max, jetzt noch nicht. Ich glaube, ich kenne meine Susi aber gut genug.“, feixt sie. „Sie wird wohl bei Beiden mal wieder die treibende Kraft dafür sein, damit aus den ‚Möglichkeiten‘ die Realität wird.“ Na dann bin ich doch beruhigt.
Ich denke, dann hat mein baldiger Tod hier ja wirklich einen Sinn, sonst würde das Ganze ja so in diesem N2W-Programm gar nicht starten können. Bin gespannt, wie es mit den Beiden, naja wohl eigentlich Dreien, wie man jetzt hört, weiter geht. Irgendwie beruhigend zu wissen, dass man es noch erfährt. Vielleicht treffe ich sie später, in meiner neuen Aufgabe und Dasein als Schutzengel? Vielleicht sogar in meinem eigenen hübschen Latexoutfit? Aber da muss man bestimmt vorsichtig sein, wir dürfen uns ja nicht einmischen, das sollten sie alleine hinbekommen, sagte ja schon Elena. Aber bisschen was lenken darf man ja wohl im Hintergrund, sieht man ja an meinem Fall. 🙂
Elena hat wohl ähnlich gedacht, sie schaut mich lächelnd an. „Deshalb würde ich vorschlagen, ehe wir Susi und Max, und garantiert auch diese Lisa, auf einer Latexparty wiedertreffen werden, warten -wir- mal lieber bis Ende nächsten Jahres. Wir sollten -uns- da nicht einmischen und den Liebesdingen und der emotionalen Energie ihren Lauf lassen. Und hey, wenn diese Lisa Susi oder Max nicht guttut, dann sind da nun 2 fiese Schutzengel, die ihr gehörig die Augen auskratzen werden!“ grinst sie.
Stimmt. Und was ich für mich bemerkt habe, es klingt einfach gut, sie hat ‚wir‘ und ‚uns‘ gesagt! Da wird mir noch einmal alles leichter. Ich fühle mich so schon irgendwie etwas gelöst von dieser irdischen Welt inzwischen, schau mit Abstand auf mein Dasein hier, aber auch mit Freude auf meine baldige neue Existenz.
„Hast Du Lust, mit mir noch einmal Fotos von meinem bisherigen Leben in dieser Welt Dir anzuschauen?“, frage ich sie. „Aber klar, gerne, los zeig‘ mal.“, bittet sie mich.
So schauen wir noch einmal gemeinsam Bilder aus meiner Kindheit, Jugend und mit Manfred an. Bisschen Wehmut habe ich schon, dass es hier nun bald zu Ende geht.
Dauert aber noch, ist jetzt halb 10. Etwa eine halbe Stunde noch bis ‚tot‘, langsam werde ich doch wieder etwas aufgeregter, kann man doch verstehen, oder?
Elena verspricht, dass, wenn sich alles hier im Haus beruhigt hat und es keinem mehr auffällt, sie meine Fotobücher zu uns dann rüber zu holt. Wir legen sie zusammen auf einen Platz hinter der Schranktür in der Stube, da findet sie sie später dann sicher. „Wir können sie dann bei Dir im neuen Zuhause später gerne noch einmal anschauen. Mache ich doch gern für Dich.“, beteuert sie mit einem süßen Lächeln. Schön, es mal ohne Maske zu sehen.
Oh je, fast 22Uhr, ich werde immer unruhiger.
Noch eine letzte kleine Erinnerung: Susi war noch einmal 2 Wochen zuvor da, am Samstag nach dem Notartermin. Es war ein sehr schöner Nachmittag und Abend mit den Beiden. Hat mich fast alles vergessen lassen, was mich bis dahin noch beschäftigte.
Alles Wichtige im Leben, außer einem, war sowieso da schon erledigt. Das Letzte, was ich dann noch einmal tun wollte, war meine Schwester besuchen und mich von ihr verabschieden.
Das habe ich dann eine Woche später, also vor nun einer Woche gemacht. Max kam pünktlich am Vormittag und war dann so nett, hat mich noch einmal zu ihr gefahren. Wir haben uns unter Tränen verabschiedet, so also ob sie es schon ahnte, dass sie mich da zum letzten Male lebend gesehen hat. Habe mit ihr auch heute Mittag noch einmal telefoniert, war mir wichtig. Ich weiß ja, dass Elena weiter gut auf sie aufpassen wird. Mach ich auch dann, wenn ich es gelernt habe.
Max hat mit mir dann noch den ganzen Nachmittag und Abend ordentlich lange Monopoly gespielt, einmal habe ich, einmal hat er gewonnen. Und mit seinen lustigen Sprüchen hat der Kerl seiner alten Großtante doch wahrlich wieder so einige Lacher entlockt, ich mag ihn.
Ist schön, daran zurück zu denken, wenn nur nicht plötzlich dieser rasende Schmerz in meiner Brust wäre! ‚Oh, ich fürchte, es ist soweit‘, will ich sagen, bekomme aber keinen Ton mehr heraus. Elena legt mich ganz sanft auf dem Sofa in ihre Arme, hält mich fest, kreist mit ihren Fingern über meinen Kopf, lehnt ihn an ihre latexbedeckte Brust.
Die Schmerzen sind weg, aber ich verspüre, wie das Leben aus mir rinnt, der fiese Thromboseklumpen von irgendwoher endgültig meinem angegriffenen Herz dem Garaus macht. Auch, wie mein Leib sich nach und nach von dieser Welt verabschiedet, immer schwächer wird, bis er irgendwie und irgendwohin ins Nichts wegdämmert, kein schlagendes Herz mehr vorhanden ist.
Zeit für meine Seele zu gehen.
In Elenas Hand und eingehüllt für den Transport in ihrem Körper wenig später, fühlt sie sich warm und geborgen. Gemeinsam schauen wir auf das, was Mia auf dieser Welt mal gewesen war, nehmen kurz Abschied. Mein kleiner Engel schließt noch die Augen von meinem ehemaligen Seelenbehältnis und schon sind wir durch den Spiegel auf dem Weg in eine andere, neue Welt.
Wir müssen uns beeilen, Elena meint, viel Zeit ist nicht. Mein neuer Körper ist nun auch tot, das Signal hat sie gerade von dem über diesen wachenden Schutzengel irgendwie bekommen. Sie muss diese leere Umhüllung nun ganz schnell zusammen zu sich ins Krankenhaus bringen, sonst ist diese bald irreversibel beschädigt. Und meiner Seele in dem dann wieder hergestellten Körper dieser jungen Frau ein neues Zuhause geben.
Davon habe ich aber nichts mehr mitbekommen. Elena sagte mir später, ihre Ärzte haben meine neue Hülle ins künstliche Koma für über eine Woche setzen müssen, um sie zu entgiften. Damit das überhaupt funktioniert, musste meine Seele dabei von innen gut mitwirken, die schwierigste Phase der ganzen Operation.
Es hat geklappt, Elena ist so glücklich. Ja und ich erst! Ihr ist es schon echt peinlich, wie überschwänglich ich mich bei ihr und ihrem Freund bedanke. Den brachte sie nämlich mal kurz ans Krankenbett mit, er wollte mich auch einmal kennenlernen. Jetzt wo wir doch eine ziemlich lange Zeit zusammen sein werden. So so.
Als ich das erste Mal dann mein neues Gesicht im Spiegel gesehen habe, bemerkt, dass meine Figur, na höchstens der einer 25-jährigen ist, bin ich schon etwas perplex. Muss mich erst mal dran gewöhnen, dass das da, ich bin. Schließlich bekommt man ja nicht alle Tage einen neuen jungen Körper.
„Gefällt er Dir?“, fragt Elena. „Oh ja, sehr!“, lächle ich sie an, „Eine gute Wahl.“ „Finde ich auch!“, feixt sie. „Kann es gar nicht erwarten, dass Du hier rauskommst und Deine Ausbildung beginnst. Deine hellblaue Dienstuniform aus meinem Lieblingsmaterial liegt auch schon bei mir bereit, kam diese Woche. Bin so gespannt, Dich dann darin zu sehen, hoffentlich recht bald!“, grinst sie. Irgendwie eine gute Vorstellung.
Epilog
Ich bin jetzt schon fast 2 Jahre ein Schutzengel, ist eine tolle Zeit bisher gewesen. Natürlich wollte ich sofort nach dem Krankenhaus mit meiner Ausbildung anfangen. Aber vor Beginn hatte ich erst einmal ein Treffen mit dem mächtigen Papa von Elena, er wollte mich kennenlernen. War wohl neugierig, wen seine eine Tochter da angeschleppt und unbedingt bei sich hier haben wollte.
Ist ein imposanter Mann, hat sich mit mir fast eine Stunde unterhalten, alles Mögliche gefragt. Auch viel über meine Zeit in meiner bisherigen Welt, ob und wie ich und die anderen Menschen die Anwesenheit von Schutzengeln bemerkt und geschätzt habe. Auch natürlich, wie seine Tochter ausgerechnet auf mich kam. Als er von Susis und Elenas gemeinsamer Leidenschaft als den eigentlichen Grund vernahm, war ein Lächeln bei ihm unübersehbar. Er kennt eben sein Mädchen. Ob ich damit ein Problem hätte? Nein, natürlich nicht, eher im Gegenteil! Ich konnte ihm versichern, dass ich ebenso wie die Beiden auf ausgefallenere Outfits in meiner Jugend und auch später stand, durchaus schon den ersten Kontakt mit dieser ‚Leidenschaft‘ durch Elena gehabt hatte, sie als angenehm für mich selbst noch mit meinen 84 Jahren als prickelnd empfand. Und mich darauf freue, meinen Menschen aus den beiden Welten helfen und schon sehr gespannt bin, mit Elena hier im Rahmen meiner zukünftigen Tätigkeit auch dieses Material richtig kennenlernen zu dürfen. Ich freu mich echt schon auf meine „Dienstuniform“.
Ich glaube, er wollte mich ordentlich testen, ob ich auch wirklich mal ein Schutzengel werden kann und es selbst möchte. Und vermutlich auch schauen, ob ich seinen optischen Anforderungen an diesen ‚Beruf‘ genüge. Und auch keine bin, die sich über die dafür notwendigen Anzüge beschwert.
Test erfolgreich? Ich glaube schon. Denn offensichtlich schien ich in seinen Augen ‚bestanden‘ zu haben, mit was auch immer. Jedenfalls gab es keine Einwände mehr von ihm.
Und durfte dann gleich noch mal ins Krankenhaus, die notwendigen Genänderungen durchführen, damit ich die gleichen Fähigkeiten wie Elena habe. Zum Beispiel die, die Menschen vergessen zu lassen, dass ich da war und geholfen habe. Oder physische Schmerzen lindern zu können mit dem Kraft meines Geistes. Das habe ich aber erst später so richtig gelernt. Ganz einfach ist das auch nicht, weil man immer auch ein klein wenig zunächst dieser Qualen des Anderen in sich aufnehmen muss. Dazu muss man mental bereit sein, funktioniert aber mittlerweile sehr gut. Und kommt auch nicht allzu häufig vor, Gott sei Dank.
Jedenfalls hab‘ ich mich gleich voll Dankbarkeit reingestürzt und schon viel als Lehrling an Elenas Seite gelernt. Und hatte sogar schon erste kleine Erfolge in meiner neuen Aufgabe, sie ist richtig stolz auf mich. Das ‚Now-2-Worlds‘-Programm als Teil meiner Lehre kann ich jetzt auch schon sehr gut für mich nutzen, ist nicht schwierig. Das leere ‚Susi-Objekt‘ ist übrigens längst wieder mit ihren Ursprungsdaten gefüllt worden, dafür hat Elenas Freund gesorgt. Der Werdegang meiner jungen Verwandten sieht schon spannend aus.
Nächste Woche habe ich es aber dann geschafft: ich bekomme meine erste eigene Familie, über die ich ganz alleine wachen kann. Ausbildung damit beendet. Cool, stimmt’s?
Elena, ihr Freund und ich wohnen übrigens seit Anfang an ziemlich nah beieinander. Für eine entsprechende Wohneinheit hat Elenas Papa, wohl auf ein großes Augenklimpern von ihr hin, gleich gesorgt.
Das ist auch äußerst praktisch. So machen wir vieles gemeinsam, treffen uns oft, bisschen Kochen habe ich ihr auch schon beigebracht. Ich mag die Beiden und sie mich. Unsere Monopoly-Abende sind inzwischen legendär, wir spielen das bei mir inzwischen wieder sehr gern. Elenas Freund liebt das Spiel, ich sowieso, unsere Runde der Mitspieler wird auch immer reichlicher. Ganz wichtig dabei ist, jeder muss mit einem ausgefallenen Outfit kommen, gehört dazu. Je ausgefallener, umso besser. Da sind ja unsere Flügel fast schon langweilig, obwohl Elena und eine ihrer Schwestern mit ihren feschen Latexdessous schon ein hübsches Bild abgeben. Spricht sich rum. Jedenfalls wird unsere Monopoly-Runde immer größer und bunter, meine Wohnung platzt bald aus allen Nähten.
Weihnachten gibt es zwar hier nicht so richtig, ich habe die Beiden trotzdem zu mir, schon aus guter alter Tradition, zum Essen eingeladen. Sie kamen gerne, sogar mit kleinen Geschenken, haben sie sich vom letzten Jahr gemerkt, unserem ersten gemeinsamen Heiligabend hier. Haben von mir auch was Hübsches bekommen, natürlich aus unserem geliebten Gummi. Ich find’s schön, dass ich das nun nicht mehr alleine verbringen muss wie in den letzten Jahren in der alten Welt. Demnächst steht auch wieder mein Geburtstag an, der 87‘te! Oder welcher ist es denn nun eigentlich, mein zweiter?
Oh ja, ich mag meinen, wieder jungen schlanken Körper. Sehr! Was mir anfangs wirklich schwer fiel, war mein nun neues Gesicht im Spiegel zu sehen. Und diese Spiegel sind ja nun mittlerweile allenthalben um mich herum! Fies, ich musste ja dann ständig durch diese hopsen. Aber inzwischen habe ich nun auch mein so stark verändertes, wirklich hübsches Aussehen akzeptiert. Wer kann dazu schon ‚nein‘ sagen, viel besser und wieder jung auszusehen?
Und, ich glaube ihr ahnt es schon, ich genieße es inzwischen richtig sehr, mich in Latex zu hüllen. Hatte mich schon damals vor fast 2 Jahren so darauf gefreut, meinen himmelblauen zum ersten Mal anprobieren zu können. Elena hat mir dabei geholfen.
Und ja, das war schon ein Erlebnis, wie der sich so schön an mich schmiegte, ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder merkte, wie es in meiner Mitte unten wieder richtig heiß wurde. Dieses glatte Gefühl auf der Haut ist einfach unbeschreiblich, immer noch. Da hinein zu schlüpfen macht den Anfang jedes Dienstes zu etwas Besonderem. Hätte nicht gedacht, dass man sich mal so auf seine ‚Arbeit‘ freuen kann.
Und natürlich verstehe ich inzwischen sehr gut, was Elena, Susi, Max, Lisa, Maha, Andrea und einige der anderen aus der Schutzengeltruppe schon so lange daran fanden. Es ist wirklich ein tolles, faszinierendes Material.
Nun ja, mein Latexschrank füllt sich. Ich habe jetzt schon eine ganze Menge eigener neuer Stücke, auch dank Elenas guten Beziehungen nach ganz oben. Wisst ja, jedes Stück muss ja einzeln genehmigt werden, wegen der Mischung. Dauerte etwas.
Aber Gott sei Dank passt mir auch einiges von ihr, da braucht dieser Schrank nicht lange auf Füllung warten, sie hat mir netterweise einiges zu Anfang geschenkt. Die schwarzen Sachen sind halt langsam bei ihr out. Wenn das Susi wüsste! Ich mag sie trotzdem, entdecke aber auch so langsam die Vielfalt der Farben. Die gefallen mir von Stück zu Stück besser, hat Elena auch schon mit einem Grinsen bemerkt. Sieht ja, was ich neu für mich bestellt oder in diese Welt rüber geschmuggelt habe, als Allererste.
Am meisten mag ich die Catsuits, sie schmeicheln so schön meiner schlanken Figur. Manfred wäre happy gewesen, mich in diesen Latexoutfits zu sehen, die hätte er sehr sexy gefunden. Für ihn hätte ich sogar die schweren Flügel, die eigentlich nur für Repräsentationszwecke sind, getragen und mit ihnen ordentlich gewackelt. Vorne kann ich das ja jetzt auch wieder mit meinen süßen Hügeln. Ja, schade, das geht nicht mehr für ihn, ich vermisse Manfred schon manchmal sehr. Das ist so ziemlich das Einzige, was mich manchmal hier traurig macht.
Elena ist natürlich über meine Latexleidenschaft mega glücklich. „Siehst Du,“ meinte sie mal schmunzelnd am Abend bei einem Glas Rotwein bei ihnen zu Hause, „ich wusste es, Du magst es. Habe ich Dir vom ersten Augenblick damals am Klavier angesehen, auch ohne N2W. Unsereiner weiß, wie jemand schaut, wenn ihm was wirklich gefällt und er offen dafür ist.“ Stimmt, bekomme ich auch langsam mit.
Selbst mit den Masken, die wir für die Zeit in den beiden Welten nach dem Übergang brauchen, komme ich gut zurecht. Mittlerweile habe ich so eine wie Susi ihr Katzenanzug eine hat, mit kleinen Öhrchen. Hab‘ schon mein Spitzenamen bei unseren Latexfreunden weg, ‚die kleine Katzenmia‘. Ich find’s süß. Elena auch.
Wir besuchen inzwischen zusammen auch sehr gern Latexpartys, ich find die richtig geil. Aber auch andere, wusste gar nicht, dass man zu Technomusik so gut tanzen kann. Wir haben in unseren glänzenden Outfits da oft zu dritt eine Menge Spaß. Dort hatte ich auch meine ersten geilen Vor-Ort-Quickies und One-Night-Stands (so heißt das doch heutzutage) mittlerweile, ich musste mich mal wieder austoben nach so langer Zeit. Manfred würde es sicher verstehen, dass an gewissen Stellen einer Frau keine Spinnweben zu wachsen haben. Schon deswegen hat es sich gelohnt, aber nicht nur deswegen!
Schade, dass ich für diese Art Partys in meiner früheren Welt leider schon zu alt war. OK, hab‘ auch gar nicht gewusst, dass es solche speziellen gibt. Aber nun! Macht euch gefasst, Katzenmia -kommt- jetzt öfters. Manchmal erscheine ich aber auch einfach nur. 🙂
Auch schade, dass es hier in unserer Sphäre keine solchen Partys gibt. Warum eigentlich nicht? Elena weiß es auch nicht, hat vielleicht nur noch keiner welche organisiert.
Egal, dafür gibt es sie aber genug in den beiden Welten. Es stimmt übrigens, die Universen sind vergleichbar, aber nicht gleich, ist spannend die kleinen Unterschiede zu bemerken.
Aber für uns ist es ja nun auch kein Problem, mal eben dort zu eine der Partys hin zu ‚gehen‘. Jeder Spiegel ist ein Tor für unsereins, Eintrittskarten braucht es nicht, wir sind dann mal da. Lassen aber aus Fairnessgründen gegenüber den Menschen immer irgendwo beim Gastgeber paar Scheine zurück, so etwas wie Geld braucht man hier bei uns eh nicht, können sie gerne haben. Auch schön, so entspannt damit nun umgehen zu können.
Ach ja, übrigens. Auf die ganz speziellen Latexpartys gehen wir allerdings nur auf der anderen Welt. Elena möchte ja, dass wir Beide Susi und Max jetzt noch nicht dort treffen, damit es sich allein entwickeln kann. Ist OK für mich. Manchmal husche ich aber trotzdem mal kurz nachts, wenn alles schläft, rüber zu meinem alten Haus und schau mir die drei friedlich schlafend in meinem alten Schlafzimmer an. Oder nutze die Spiegel zum Gucken.
Oh là là, da geht es manchmal ab, dass die Wände wackeln! Oh ja, es entwickelte sich prächtig, auch diese Lisa gefällt mir, Susi und Max sowieso. Die machen das schon richtig, das war eine gute Entscheidung mit dem Haus.
Elena meint auch an einem Weinabend mal bei ihr, wo wir zusammen mit ihrem Freund und ihren 3 Schwestern saßen, sie hat eine gute Wahl mit mir getroffen. Bisschen rot darf man doch werden, oder?
Und so passen wir gemeinsam weiterhin auf die Drei, Andrea und Maha, meine Schwester, ihren Mann und eine Menge anderer sehr gewissenhaft auf.
P.S., der neueste Klatsch aus der Latexwelt
Ach ja, zurück zu den Latexevents, wisst ihr schon das Neueste? Wir zwei Hübschen waren mal wieder vor kurzem auf einem, Elena im weißen Catsuit, weißer Maske und den langen weißen Stiefeln, wie ich sie kennengelernt habe. Ich im metallic blau/schwarz/silbernen Katzen-Catsuit, meiner neuesten Errungenschaft, die wollte unbedingt mal ausgeführt werden. Wir waren schon geile Hingucker 🙂
„Guck mal“, stößt mich Elena an und zeigt auf eine junge und eine etwas ältere Frau, diese Mitte 30. „Erkennst Du sie? Da sind Maha und Andrea, Susis ältere Schwester und ihre Nichte!“.
Bisher kannte ich sie nur durch die Spiegel im normalen Alltag. Ist auch schon wieder eine Weile her, dass ich sie beobachtet hatte.
Wow, so sehe ich sie zum ersten Mal. Maha im blauen Latex-Wickelkleid mit nix drunter! Tanzte gerade mit vollem Schwung über die Fläche mit einem ansehnlichen Mann in einem eleganten Gummianzug.
Dazu ihre Tochter Andrea an der Bar, wenigstens nur mit einer Cola bewaffnet, stelle ich erleichtert fest. Ihr hübsches Latex-Kleidchen, standesgemäß schwarz mit einer kleinen roten Rose, sieht auch sehr gut aus. Sie ist sichtbar reifer geworden inzwischen. Muss doch gerade erst 16 oder so sein. Na, ich vermute mal ganz stark, Maha konnte ihrem jugendlichen Drängeln wohl nicht widerstehen und hat sie irgendwie hier mit reingeschmuggelt. Susi hätte es wohl damals genauso gemacht, wenn sie gekonnt hätte. Jedenfalls sieht man, sie ist in der Gemeinschaft angekommen und aufgenommen, unterhält in ihrer lebhaften Art fast die gesamte Bar.
Das Schöne auf solchen Partys ist, man kommt sofort unbefangen ins Gespräch. Ist ja kein Problem, Masken sind ja normal hier. Das da kein Reißverschluss am Catsuit oder den Masken bei uns hinten ist, ist komischerweise auch noch keinem aufgefallen. Bisher. Gibt wohl eine Firma aus Bankethal, die stellt die sogar so für ‚Erdlinge‘ her, unerhört! Hab‘ da auch jetzt mal einen für mich zu Hause bestellt, ich bin gespannt 🙂
Die Beiden sind, wie erwartet, zwei richtig Nette. Wir haben uns dann gleich für die nächste Party hier verabredet. Ich freu mich, sie wieder zu sehen und zu wissen, sie haben Spaß und genießen das Leben. Latex trägt auch bei ihnen eine Menge dazu bei.
Oh je, ein zweites P.S.
Und, die Sorge wegen der Betten vom letzten Tag in der alten Welt: Völlig unbegründet, die haben hier auch sehr behagliche 🙂
© 2021
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